Dark Shadows (2012)

Filmbeschreibung:

Barnabas Collins wandert mit seinen Eltern 1752 nach Amerika aus. Im „neuen Land“ will es die Familie zu Geld bringen – was auch gelingt; die Collins gründen ein großes Fischereiunternehmen. Alles könnte in Ordnung sein, hätte Barnabas nicht der Hexe Angelique das Herz gebrochen und diese ihn mit einem Fluch belegt: Barnabas Geliebte begeht Selbstmord und er selbst wird zu einem Vampir; auf das es immer mit dem Schmerz leben muss. Damit nicht genug sperrt Angelique ihn noch in einen Sarg. Erst 200 Jahre später kann Barnabas entkommen und muss sich mit den Widrigkeiten der Moderne herumschlagen, das Fischereiimperium seiner Vorfahren retten und sich mit den Streitigkeiten einer ganz und gar nicht normalen Familie herumschlagen. Und dann taucht auch noch seine tot geglaubte Geliebte erneut auf… Zum Trailer

Filmkritik:

Es ist schon lustig, was den Kinogott, beziehungsweise die verantwortlichen Studios, manchmal umtreibt. Mit 21 Jump Street läuft derzeit eine Art Remake einer TV-Serie der 1980er in den Kinos. Die Besonderheit: Die Serie war mit dem damals noch weitgehend unbekannten Johnny Depp (Rango, Alice im Wunderland) prominent besetzt. Mit dem Remake hat er hingegen gar nichts zu tun. Eben jener Johnny Depp (Charlie und die Schokoladenfabrik, Blow) ist derzeit aber auch in Tim Burtons Dark Shadows zu sehen. Ebenfalls einem Remake einer noch älteren TV-Serie, die 1966 im amerikanischen Fernsehen startete und es bis zu ihrer Einstellung, fünf Jahre später, auf sage und schreibe 1225 Episoden brachte. Quasi ist die Serie Dark Shadows die Daily-Soap unserer Vorfahren – mit Vampiren! Und das schon eine Generation vor Twilight, True Blood, Vampire Diaries und Co. Wie aber macht man aus einer Serie mit über 1000 Folgen einen gelungenen Kinofilm? Regisseur Tim Burton hat sich selbige Frage wahrscheinlich gar nicht gestellt, sondern gleich drauf los gedreht. Nur so ist es zu erklären, dass Dark Shadows ein wunderbar locker, leichter und beschwingter Film geworden ist, der nur im letzten Drittel ein paar kleine Durchhänger vorzuweisen hat. Aber der Reihe nach: Meine Freundin wollte Dark Shadows sehen und ich hatte Angst. Nicht etwa, weil ich eine romantische Liebeskomödie erwartete, sondern viel mehr, da ich dachte von den visionären Bilderwelten Burtons übersättigt und dem leicht überdrehten Spiel von Stammschauspieler Johnny Depp (The Tourist) überdrüssig zu sein. 2010 fing das an. Wie verrückt habe ich mich auf Burtons Interpretation von Lewis Carrolls Alice im Wunderland gefreut, jeden Trailer verschlungen und der Premiere entgegengefiebert. Dann saß ich schlussendlich im Kino, die abgefuckte 3-D-Brille auf der Nase und der wunderbaren Bilder harrend, die da wohl auf mich warten sollten. Und was kam? Ja, die Bilder waren schön, die Charaktere ganz schön abgedreht und trotzdem, ja trotzdem hatte man das Gefühl, dass das Dreamteam Burton/Depp sich wiederholt. Hatte man das nicht alles schon mal in Sweeney Todd gesehen oder früher, in Corpse Bride, oder sogar schon 1999 in Sleepy Hollow? Doch, hatte man! Allerdings fiel das typische Szenario Burtons bei allen genannten Filmen nicht so sehr ins Gewicht, wie bei Alice im Wunderland. Der künstlerische Zenit eines visionären Regisseurs, der bereits 1989, 20 Jahre vor Nolan (Inception), den modernen Batman-Mythos auf Zelluloid bannte, schien unweigerlich erreicht. Deshalb also, hatte ich Angst mit meiner Freundin ins Kino zu gehen. Doch, wie jeder, der bereits in die Wertung von Dark Shadows geschielt hat, bemerkt haben dürfte, war diese Angst unbegründet.

Filme-Blog Wertung: 9/10

Dabei macht die Neuinterpretation der Serie eigentlich alles genauso wie die anderen Filme von Burton/Depp(/und mittlerweile ja auch Bonham Carter) auch. Skurrile, tiefgründige Charaktere treffen in einer Welt aufeinander, die geradezu aus einer Gothic Novel stammen könnte. Im Falle von Dark Shadows äußert sich das dann so, dass der Film aussieht, wie ein Opfer von Vampir Barnabas: Blass und kalt. Jegliche Farbe scheint den ersten Bildern entzogen und im Prolog, der im 18. Jahrhundert spielt, erinnert die Darstellung des unheimlichen Schlossgemäuers, von den Vampiren und Hexen an Wilhelm Murnaus expressionistisches Meisterwerk Nosferatu. Die expressiven Klippen, die stürmische See und der verdorrte Baum sind zwar einerseits typische Burton-Motive fügen sich aber harmonisch in die altdeutschen Vampirtraditionen ein. Dann gibt es einen filmischen Bruch. Und was für einen! Die Geschichte springt ins Jahr 1972 und mit dem Timewarp ändert sich die Szenerie, Farbgebung und Stimmung des Films. Noch immer dominiert düsteres Grau das Bild, allerdings wird es nun unterbrochen von bunten Blümchentapeten, grellen Discokugeln und flauschig-gelben Teppichen. Durch dieses absurde Setting stolpert alsbald Vampir Barnabas, der, auf der Suche nach seiner großen Liebe, zuvor noch dem Fischfangunternehmen seiner Familie zu altem Glanz verhelfen muss. Hört sich seltsam an, ist es auch, doch sind die Charaktere von Barnabas Familie, die Collins, ein unglaublich liebenswerter und lustiger Haufen. Ganz zu schweigen von den Frauenfiguren, die Burton hier entwirft. Chloe Moretz, Eva Green und Helena Bonham Carter sind Sex pur und schaffen ein enorm ironisches Spiel, welches nur noch von Johnny Depp übertroffen wird. Mein Gott, ist der Typ gut! Es gibt dutzende Filme, in denen ein Mensch aus alten Zeiten sich in der Moderne zu recht finden muss (und umgekehrt), doch Depp verleiht seinem Charakter, der genau vor dieser Hürde steht, eine Komik, die unbeschreiblich ist. Mimik und Ausdruck sind vom feinsten und ich kann bis heute nicht verstehen, warum so ein Götter-Schauspieler in so einem Schwachsinn wie der Fluch der Karibik-Serie mitspielt. Ja, und dann wäre da noch die Vampirthematik des Films. Wer Twilight-Geschnulze erwartet wird enttäuscht und kann sein Team-Edward-T-Shirt voll heulen. Die Frage, die die verfilmten Bücher antreibt – soll ich sie beißen oder nicht? – handelt Dark Shadows in wenigen Sekunden ab; und das umso rührender. Der Streifen hätte sich demnach eigentlich die Zehn verdient, allerdings gibt der etwas überladenen Showdown, der an eine Mischung aus X-Men und Adam’s Familiy erinnert dann doch Abzüge in der B-Note.

Filmfazit:

Dark Shadows ist eine wunderbar beschwingte Komödie. Murnau trifft auf Burton trifft (wieder) auf Depp – eine überaus schmackhafte Mischung!

Filmtrailer:

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Ein Gedanke zu “Dark Shadows (2012)

  1. Also ich weiß ja nicht warum er denn Titel (Ich nenne es jetzt einfach mal so) “Must See!” verdient hat???

    Der Film ist der schlechteste Tim Burton Film mit Abstand, das auch in den mageren einspiel Ergebnissen stark zu erkennen ist!!!
    Denn mit “Must See!” zu kennzeichnen also ich weiß nicht…

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