Burlesque (2011)

Filmbeschreibung:

„Mit 17 hat man noch Träume.“ Mit 23 wohl auch noch, wie uns das Beispiel der Kellnerin Ali zeigt, die aus ihrem kleinen Provinzkaff auszieht, um in Los Angeles Karriere als Tänzerin zu machen. Doch wo in der Realität ein solches Unterfangen häufig in einem billigen Santa-Monica-Pornostudio beziehungsweise auf der Straße endet, schafft es Ali nach einigem Hin-und-her, in einem Burlesqueclub anzuheuern. Zunächst zwar nur als Kellnerin, doch sobald Tess – die Betreiberin des Etablissements – ihr Talent als Tänzerin und vor allem Sängerin entdeckt, auch als solche. Natürlich darf eine romantische Lovestory auch nicht fehlen und so scheint alles perfekt, als sich Ali noch in den charismatischen Barkeeper Jack verliebt und dieser ihre Liebe bedingungslos erwidert. Doch über dem Burlesqueclub ziehen dunkle Wolken auf: Tess ist hoch verschuldet und ein Immobilienmakler versucht ihr den Club abzukaufen. Zum Trailer

Filmkritik:

Der Tanzfilm – von Center Stage über Step Up bis hin zu Burlesque – hat eigentlich immer das Sujet des „American Dream“. Der amerikanische Traum: Vom Tellerwäscher zum Millionär oder hier von der Kellnerin zur Stripperin, pardon: Burlesque-Tänzerin. Mit seiner Message „Du musst nur an dich glauben, dann kannst du alles erreichen“ ist er neben dem verfilmten Streben nach Glück, Aufbaufilm, Feel-good-movie sowie – vor allem für Europäer – meist unrealistischer Schund. Was ihm natürlich nicht seine Daseinsberechtigung nimmt. Meist zeigt das Genre des Tanzfilm herausragende gymnastische Bewegungen, verpackt in ein imposantes Korsett aus Musik und Gesang. Aus der Retrospektive seiner Inhalte ergibt sich allerdings, dass der Tanzfilm eigentlich ein noch ur-amerikanischeres Genre, als der Western ist. Vielleicht ist der Tanzfilm die emanzipierte Form des Westerns: Wo sich in diesem meist ein Mann allen Widrigkeiten zum Trotz durchsetzt, sind es im Tanzfilm meist Frauen, die ihren Traum verwirklichen und sich nicht von Männern oder KonkurrentInnen von ihrem Weg abbringen lassen. Dieser feministische Ansatz zeigt allerdings auch Probleme auf, die eine solche Betrachtungsweise mit sich bringt. Auch eine Frau kann mittlerweile im Kino zum Cowgirl werden. Die Heldin des Tanzfilms muss aber scheinbar zwingend weiblichen Geschlechts sein. Leider, leider übernimmt auch Burlesque nicht die Aufgabe aus diesem Rollenklischee auszubrechen, allerdings leistet er sich – neben dieser Tatsache – keine groben Schnitzer. Klar, die Story ist ausgelutscht und unrealistisch. Die Schnitttechnik protzt stellenweise mit Anschlussfehlern. Aber: Who care’s? Das Setting nimmt den Zuschauer recht bald gefangen. Der erotischen, leicht schmuddeligen, aber immer eleganten Atmosphären im Burlesqueclub, kann man sich nur schwerlich entziehen. Und von den beiden Hauptdarstellerinnen kann man halten was man will, beide können mit ihrer Stimme überzeugen – mal mehr, mal weniger. Christina Aguilera versucht mit Burlesque quasi ein Comeback (sowohl filmisch als auch musikalisch) und tatsächlich erinnert ihr Spiel, Gesang & Tanz frappierend an ihren Part im Musikclip zu Moulin Rouge (2001). Cher, gut 35 Jahre älter als Aguilera, kann ihr in den wenigsten Szenen das Wasser reichen.

Filme-Blog Wertung: 6/10

Tanzfilme haben meist das Problem, dass sie versuchen, neben den Tanz- und Musikszenen auch noch Handlung unterzubringen. Dementsprechend dünn ist selbige dann auch in Burlesque. Die einzelnen Songs wirken stellenweise wie in die Handlungszenen gepresste Musikvideos. Dennoch bietet die Story stellenweise mehr als man zunächst glauben mag: Die Clubbesitzerin Tess wird quasi zum Mutterersatz für die einsame Ali – mit allem was dazugehört. Stress wegen Jungs, Hilfe beim Schminken und dem gegenseitigen voneinander Lernen. Über Logiklöcher schaut man zudem gerne hinweg, da die DarstellerInnen durchweg sympathisch agieren. Hier ist vor allem der herausragende Stanley Tucci zu erwähnen, der zwar die quasi-gleiche Rolle wie in The Devil Wears Prada (2006) routiniert runterspielt, aber wie immer cool und authentisch rüberkommt.

Filmfazit:

Der Burlesquetanz ist mehr, als sich ausziehen und alte Männer geil machen. Seine Tradition wurzelt im amerikanischen Unterhaltungstheater, welches neben hübschen Frauen auch intelligenten Witz und komödiantisches Talent bietet. Von letzteren beiden ist der Film Burlesque dann zwar doch etwas entfernt, trotzdem vermag er über große Strecken blendend zu unterhalten

Filmtrailer:

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