Inside (2008)

Filmbeschreibung:

Die Story von Inside ist so simpel wie bedrückend: Eine fremde Frau versucht sich Zugang zur Wohnung der schwangeren Sarah zu verschaffen. Die Polizei kann die Unbekannte zwar zunächst vertreiben, doch hält sie dies nicht davon ab, Sarah weiterhin zu terrorisieren, und irgendwann in dieser einen schicksalhaften Nacht, schafft es die Fremde tatsächlich, in Sarahs Haus einzudringen. Doch hier beginnt erst der echte Terror für Sarah. Auf sie wartet ein Martyrium, das den Zuschauer das eine ums andere Mal bleich werden lässt. Denn die Fremde möchte an Sarahs Allerheiligstes… Zum Trailer

Filmkritik:

“My Home is my castle” – was aber, wenn dieses geflügelte Wort, das die häusliche Privatsphäre beschreibt ad absurdum geführt wird? Regisseur Alexandre Bustillo wagte 2007 mit seinem französischem Horror-Thriller-Splatter-Genre-Mix ein Experiment und war damit zugleich am Puls der Zeit, brachte uns das französische Genre-Kino doch eine „Nouvelle Vague“ des Terror-Films. Frontier(s), Martyrs und eben der rezensierte Inside führten den neuen französischen Terror-Film fort, der sich 2003 mit High Tension etabliert hatte. Gemein ist allen genannten Filmen, dass sie eine unheilsschwangere Atmosphäre mit einer eleganten Bildsprache und brutalen Gewaltexzessen verbinden. Allesamt ist diese Gewalt jedoch nie Selbstzweck – oder zeichnen sich die Filme eben gerade dadurch aus, dass sie diesen Selbstzweck so gut kaschieren, wie schon lange keine Streifen vor ihnen mehr?! Im Jahr 2011 ist die Nouvelle Vague leider schon wieder abgeebbt, wenn nicht gar völlig versumpft. Was bleibt sind die erwähnten Filme, die dem geneigten Genre-Fan jedoch wohl auf Lebzeiten in guter Erinnerung bleiben werden. Doch was ist Inside jetzt genau? Getreu dem Titel (ohne den dämlichen deutschen Zusatz, den ich hier nicht erwähnen werde), geht es um „das Innere“. Um Räume, in denen sich der Mensch als soziales und gesellschaftliches Individuum bewegt. Um die eigenen vier Wände, die Wohnung, das Haus, das in einer vernetzten, globalisierten Welt oftmals der einzige Rückzugsort in das Private ist. Aber auch um den ersten „Raum“, das erste „Innere“ in sich ein menschliches Wesen aufhält: den Bauch der eigenen Mutter. Allesamt sind die genannten „Räume“ Schutzräume. Orte, des Rückzugs und der Privatsphäre. Doch leider sind diese Räume nicht unantastbar. In Häuser kann man einbrechen und was, wenn selbst das eigenen Kind im Mutterleib nicht mehr geschützt ist von den Gefahren des „Draußen“? Inside ist in erster Linie ein Film der Gegensätze, die gekonnt kontrastiert werden: Wir-Sie, die Guten-die Bösen, die Armen-die Reichen, und eben das alles bestimmende Inside-Outside. Dabei schreckt der Film (wie übrigens auch Frontier(s)) nicht davor zurück, politische Missstände (Stichwort: Banlieus) aufzuzeigen und zu behandeln.

Filme-Blog Wertung: 8/10

Wie für die französischen Terror-Filme der letzten Jahre üblich, hat Inside einen realistischen, kalten Look. Die Farbe scheint teilweise aus den Bildern gezogen: Klinisch rein wirkt Sarahs Badezimmer, welches später allerdings mehr an ein Schlachthaus, als an einen hygienischen Raum erinnert. Die Atmosphäre ist größtenteils von Unheil geschwängert, hat allerdings auch ihre harmonischen Momente (meist in Flashbacks auf eine glücklichere Zeit), die jedoch auch alsbald wieder vom Schrecken heimgesucht und niedergestochen werden. …und ja, Inside ist brutal. Brutaler als High Tension und Frontier(s), allerdings nicht so erschreckend wie Martyrs. Die meist handgemachtem Special Effects zeigen das Können der französischen Maskenbildner. Leider kann die CGI in dieser Hinsicht nicht ganz mithalten, aber wer sich bei Inside über diese ein, zwei Szenen beschwert, dem ist auch nicht mehr zu helfen. Neben den Interpretationsfreudigen kommen bei diesem Terror-Film also auch die Gore-Freaks voll auf ihre Kosten.

Filmfazit:

Inside ist ein Film für Fans der „Nouvelle Vague“ des französischen Terror-Kinos. Ungezügelt in seiner Gewaltdarstellung, sprengt er Grenzen und hat dennoch eine philosophische Metaebene über die „Schutzräume“ des Menschen zu bieten.

Filmtrailer:

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2 Gedanken zu “Inside (2008)

  1. Inside. Was soll man dazu sagen? Ein wirklich guter, spannender Film.
    Und brutal, ja! Doch nebst den von dir erwähnten französischen Splattern der letzten Jahre, habe ich auch schon beispielsweise den menschenverachtenden, einfach abartigen und seinesgleichen suchenden ‘A Serbian Film’ (Srpski Film) gesehen und in seiner Machart und Härte akzeptiert.
    Doch was hier in Inside in der letzten Viertelstunde gezeigt wird.. Das geht einfach über ein Maß des guten Geschmacks hinaus! DAS kann ich nicht verstehen. Ich möchte hier nichts verraten für die, die sich Inside noch nicht angetan haben. Ich nenne als Stichwort einfach mal ‘Geburt’.
    Auch in ‘A Serbian Film’ findet eine Geburt statt, nein, mehr eine Vergewaltigung eines Neugeborenen. Doch das langt meiner Meinung nach nicht mal ansatzweise an die gezeigte Verstümmelung in ‘Inside’ heran.

    Ich liebe das französische Horrorkino! ‘Martyrs’ ist einer meiner Lieblingsfilme, auch die vergleichsweise eher schwachen ‘Haute Tension’ und ‘Frontière(s)’ habe ich schon mehrfach gesehen.
    Inside geht zu weit! Besagte Szene macht für mich aus einem8/10-Film höchstens noch eine 4/10

    Liebe Grüße
    Fabian

    • Hallo Fabian,
      Ersteinmal vorneweg. “A Serbian Film” wurde von uns bereits rezensiert. Wenn du Interesse hast; guckst du hier: http://www.filme-blog.com/filmkritik/a-serbian-film-2011/
      Schön, dass mal jemand schreibt, der der “Nouvelle Vague” (mittlerweile ja nicht mehr so neu) des französischem Kinos, auch etwas abgewinnen kann. 🙂
      Ehrlich gesagt, kann ich aber nicht verstehen, warum du “Inside” aufgrund der von dir genannten Szenen abwerten würdest. Die Geburtenszene ist die logische Konsequenz/der Klimax des zuvor Gesehenen. Ein anderes Ende hätte meiner Meinung nach viel von der Intensität des Films genommen – und gerade solche, die Grenzen des Zeigbaren verschiebenden Szenen sind es ja dann auch, die im Gedächtnis bleiben. Da du schon “A Serbian Film” heranziehst: Auch hier ist die “Newborn-Szene” ja mittlerweile stark kontrovers diskutiert worden (mal ganz abgesehen davon, dass sie tricktechnisch nicht viel hergibt). Bei beiden Filmen sind die jeweiligen Szenen konsequent als Steigerung/Klimax/Marketinginstrument gesetzt, da Gewalt gegen Kinder in Filmen ja immer noch DAS Tabuthema schlechthin ist – wenn auch “inside” und “serbian Film” diese Grenze massiv verschoben haben.
      Bei “Inside” habe ich mich eher über die Polizisten aufgeregt….

      Anbei noch einen guten Rutsch ins neue Jahr!
      Chris

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