Last Man Standing (1996)

Filmbeschreibung:

Jericho. Jericho ist eine Kleinstadt an der texanisch-mexikanischen Grenze in den 1930er Jahren. Jericho ist die Heimat zweier verfeindeter Gangs, die sich ganz dem Alkoholschmuggel (Stichwort: Prohibition) verschrieben haben und zwischen denen zurzeit ein brüchiger Waffenstillstand herrscht. Jericho ist aber auch ein vergessenes Relikt. Eine Stadt, die noch im Wilden Westen verhaftet ist; in der das recht des Stärkeren gilt und der Sargmacher jeden seiner „Kunden“ persönlich kennt. Zu guter Letzt ist Jericho noch der Ort, an dem sich ein namenloser Fremder ein paar schmutzige Dollar verdienen möchte. Dieser Fremde, der sich selbst John Smith nennt, wird für einigen Wirbel in Jericho sorgen und dafür, dass der Sargmacher so schnell nicht arbeitslos wird.  Zum Trailer

Filmkritik:

Last Man Standing bietet all das, was man von einem Film mit Bruce Willis, der Mitte der 90er Jahre entstanden ist, erwartet. Und trotzdem wird er den einen oder anderen Fan enttäuschen, da Last Man Standing eben kein typischer Vertreter des Genres ist. Viel mehr ist ein Abgesang und gleichzeitig eine Huldigung auf das gesamte Western-Genre. Regisseur Walter Hill (einer der Großen des 80/90er Action-Kinos) hat mit Last Man Standing quasi ein Remake des Sergio Leone Westerns Für eine Handvoll Dollar geschaffen und ihn gleichzeitig modernisiert als auch mit Film Noir-Elementen angereichert. Zynismus und Gewalt prägen das Handeln Smiths. Der Whiskey fließt ebenso wie das Blut in Strömen. In dieser pseudorealen Welt ist Smith nur einer, der versucht sich irgendwie durch zuschlagen – ebenso wie die beiden verfeindeten Gangs. Allerdings hat Smith im Vergleich zu diesen das Herz wohl doch am rechten Fleck. Freundschaft, vielleicht sogar Liebe, halten Smith in seinen dunklen Stunden (von denen er im Film reichlich durchlebt) am Leben. Anders seine Opponenten: Allesamt miese Dreckskerle, für die der Tod durch Smiths nie leer geschossene neun Millimeter, mehr Erlösung denn Qual ist. Und wie zelebriert Hill bei Last Man Standing diesen Tod. Jahre vor Matrix oder dem Spiel Max Payne lässt er hier die Hülsen in Superzeitlupe durch die Lüfte segeln. Leblose Körper werden durch die Einschlagswucht der Projektile meterweit durch ganze Räume geschleudert und Nachladen muss man sowieso nur, weil’s gut aussieht. Diese Ästhetik der Gewalt unterstreicht den Zynismus des Streifens nur noch und macht den staubigen Wüstenboden Jerichos fühlbar. Die Gefühlswelt Smiths wird in langen Off-Text-Monologen dargelegt. Auch diese tropfen von Fatalismus wirken wie ein Spiegel der dargestellten Gewalt. Was aber ist es, dass den Film sehenswert macht? Gewalt und Off-Texte sieht man in jeder x-beliebigen Produktion. Es ist eindeutig das Skript, welches in Zusammenarbeit zwischen Hill und dem legendären Akira Kurosawa (Die sieben Samurai) entstand. Die Filmrealität, so düster und zynisch sie auch sein mag, wirkt immer stilvoll und komponiert. Der tragische Antiheld des Smith ist einer, mit dem man gerne leidet. Eine coole Sau und gleichzeitig ein verletzliches Kind. Solch gebrochene Charaktere sind typisch für eine Kurosawa und nur er versteht es sie so in Szenen zu setzen. Den Schluss des Films empfinde ich als einen kleinen Bruch der durchgehenden Härte von Last Man Standing. Irgendwie inkonsequent wirkt er.

Filme-Blog Wertung: 8/10

„Lass alle Kriegsmänner rings um die Stadt herum gehen “einmal” und tu so sechs Tage lang. Und lass sieben Priester sieben Posaunen tragen vor der Lade her, und am siebenten Tage zieht siebenmal um die Stadt und lass die Priester die Posaunen blasen. Und wenn man die Posaune bläst und es lange tönt, so soll das ganze Kriegsvolk ein großes Kriegsgeschrei erheben, wenn ihr den Schall der Posaune hört. Dann wird die Stadtmauer einfallen und das Kriegsvolk soll hinaufsteigen, ein jeder stracks vor sich hin.“ (Jos., 6,3-5) – heißt es in der Bibel bezüglich des Falls Jericho. In Last Man Standing heißt das: „Jeder bezahlt seinen Preis…Auch so ein Scheißkerl wie ich.“ Der Film glänzt mit einer Top-Besetzung von Bruce Willis bis Christopher Walken. Und wirklich jeder von ihnen könnte der Last Man Standing sein.

Filmfazit:

Last Man Standing ist der feuchte Traum eines jeden Max Payne-Spielefans! Wer die Verfilmung mit Mark Wahlberg bis heute verdammt, wird Willis’ Gemetzel in Jericho lieben!

Filmtrailer:

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