Zeiten ändern dich (2010)

Filmbeschreibung:

Zeiten ändern Dich erzählt den Lebensweg des Rappers Bushido. Eingebettet in eine Rahmenhandlung zur Zeit der Promo-Tour zu seinem Album „7“, bekommt der Zuschauer einen scheinbar unmittelbaren Blick in die Kindheit und Jugend des Musikers. Von den Anfängen, wo man die Beats noch mit der hauseigenen PlayStation herstellte, über die „Aggro Berlin“-Jahre, bis hin zur großen Tour durch die ganze Republik; Zeiten ändern Dich lässt augenscheinlich wenig aus. Dabei legt Bushido ein großes Augenmerk auf die Inszenierung seiner Herkunft und seiner Familie: Eine Karte, die der Rapper zum Geburtstag bekommt, nimmt er als Anlass, um sich nach über zwanzig Jahren mit seinem Vater zu versöhnen.  Zum Trailer

Filmkritik:

“Du willst doch mich ficken, nicht die Gesellschaft, oder?” fragt das blonde Mädel den jungen Anis Ferchichi, alias Bushido. Und Bushido macht das, was die coolen Jungs in den 90-ern natürlich so machen. Er fickt erst das Mädel und dann – später, als es mit der Musik klappte – die Gesellschaft. Dieses kurze Zitat gibt die Marschrichtung des Films unmissverständlich vor. Ferchichi/Bushido ist die coole Sau, die es allen Widrigkeiten zum Trotz zu Deutschlands erfolgreichstem Rapper bringt. Bushido ist der, der sich von niemandem reinreden lässt, der auf alles, außer seine „Homies“ scheißt und damit ganz gut über die Runden kommt. Das die filmische Darstellung eines solchen – nennen wir es mal Lifestyle – nicht ganz ohne ungewollte Komik beziehungsweise den ein oder anderen absurden Moment auskommt, steht wohl außer Frage. Anders ausgedrückt, Bushido-Hasser werden bei dem Film genauso auf ihre Kosten kommen, wie Fans – wenn auch auf jeweils differente Weise. Überhaupt ist das Setting des Films sehr gewöhnungsbedürftig. Zeiten ändern Dich ist einer der letzten Filme, der von Bernd Eichinger(Die Superbullen) produziert wurde – und das sieht man ihm auch an. Wie gefühlte 95 Prozent aller Eichinger-Filme spielt auch Bushidos Biographie größtenteils in Berlin. Und an der Darstellung und Inszenierung der Hauptstadt merkt man deutlich Eichingers Handschrift. In gewisser Weise ist Zeiten ändern Dich „Der Untergang Reloaded 2010“ – Der eine zeigt den Abstieg einer historischen Persönlichkeit, der andere den Aufstieg eines neuen Jugendidols. 1945 kann man in Berlin aufgrund der Bomben nicht mehr auf die Straße gehen. In Bushidos Berlin der 90-er wagt man sich aufgrund rivalisierender Graffiti-Gangs nicht mehr bei Nacht raus…. Verzeihung Herr Eichinger und Herr Edel, hier haben sie sich wohl etwas zu sehr von Bushidos Ghetto-Romantik einlullen lassen. Insgesamt betrachtet wirkt Zeiten ändern Dich als weitere Stufe der Selbstinszenierung des Rappers. „Wenn du keinen Respekt hast, bist du nur ein Opfer!“ ist einer der ersten Sätze, die Bushido dem geneigten Betrachter entgegen schmettert. Auf jemanden, der der Hip-Hop-Szene eher fremd ist, wirkt diese Ernsthaftigkeit eher belustigend, denn hart. Stellenweise fühlt man sich eher in das Genre der Comedy und Persiflage versetzt, denn in das ernsthafte Biopic. Wäre ja alles nicht so schlimm, hätte nicht ein gewisser Eminem mit 8 Mile gezeigt, wie man einen ernsthaften Film über Rap machen kann. Das deutsche Pendant scheitert in jeglicher Hinsicht an der Originalität des großen Vorbilds. Schade finde ich persönlich, dass die Anfangsjahre Bushidos beim ursprünglichen Untergrund-Label „Aggro Berlin“ (im Film heißt das zunächst in „Universal“ aufgegangene und mittlerweile aufgelöste Label „Hardcore Berlin“) nur sehr sporadisch thematisiert werden. Gerade diese wohl wirklich turbulenten und chaotischen Jahre, die immerhin Alben hervorbrachten, die die deutsche Hip-Hop-Landschaft veränderten, hätten das Potential gehabt, eine gehörige Portion Fanservice abzuliefern und eine Momentaufnahme des so genannten Gangsta-Rap in Deutschland aufzuzeigen. In Anbetracht der aktuell medial stark inszenierten Freundschaft und Kollaboration von Bushido zusammen mit seinem Ex-Label-Kollegen Sido, wirkt seine Darstellung in Zeiten ändern Dich lächerlich – 2010 hatten die beiden ja noch „Beef“ miteinander und so taucht Sido unter dem Pseudonym „Skalpell“ als fetter, geldgieriger Anfänger auf. Sehr interessant (und etwas lächerlich) ist die Geschichte, die Bushido um seinen ersten Track spinnt, dessen Idee ihm angeblich am 11. September 2001 kam. Versucht hier jemand eine politische Aussage zu machen, nur zu provozieren oder war es wirklich so? Diese Ambivalenz ist über die gesamte Laufzeit präsent. Auch die Vater-Sohn-Geschichte ist so plakativ und pseudo-rührselig, dass man hier fast schon von einer Komödie sprechen könnte.

Filme-Blog Wertung: 5/10

Bushido, Fler und die anderen Rapper, die in Zeiten ändern Dich den ein oder anderen Cameo haben, haben eines gemein: Sie sind Musiker, keine Schauspieler – und das merkt man dem Film in jedem Moment an. Bushido gibt sich redlich Mühe den knallharten Typen zu verkörpern wirkt aber in seinem Overacting häufig gekünstelt und mit der Situation überfordert. Beim Kollegen Fler, der im Bus immer ganz hinten sitzt, sieht die Sache auch nicht besser aus, allerdings nervt es nicht so, da er nicht soviel Screentime hat.

Filmfazit:

Zeiten ändern Dich ist weniger ein Film, der mit tiefgründiger Story, noch mit guten Charakteren aufwarten kann. Bushidos Biopic ist wohl für Fans eine Offenbarung, nicht-Fans nutzen den Streifen um die Selbstinszenierung des Rappers zu analysieren und zu hinterfragen

Filmtrailer:

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