The Man with the Iron Fists (2012)

Filmbeschreibung:

Das feudale China im ausgehenden 19. Jahrhundert. Kaiserliche Truppen transportieren eine große Ladung quer durchs Land. Doch rivalisierende Banden, Clans und Diebesgilden machen ihnen das Leben schwer. Als dann noch die Clans untereinander in Konkurrenzkämpfe ausbrechen, ist das Chaos vorprogrammiert. Durch die Streitigkeiten landet das Gold im Dörfchen Jungle Village, einem gesetzlosen Loch irgendwo in China. Dort arbeitet ein in sich gekehrter Waffenschmied, der nur einen Traum hat: Mit seiner großen Liebe, einer Prostituierten, aus dem örtlichen Bordell den vorherrschenden Lebensumständen entfliehen. Doch in all dem Trubel um die Goldlieferung gerät der Waffenschmied zwischen die Fronten der rivalisierenden Clans. Zum Trailer

Filmkritik:

Der Name Quentin Tarantino zieht. Gerade im Moment, in dem der Kult-Regisseur mit Django Unchained prominent im Kino vertreten ist und von der Kritik (auch von uns) abgefeiert wird, kann es durchaus von Vorteil sein, wenn seine Name das DVD-Cover eines Films schmückt. Allerdings kann es dann auch passieren, dass mit seinem Namen Schindluder getrieben wird. So ist Tarantino eben nicht der Regisseur von The Man with the Iron Fists, sondern gibt seinen Namen nur für den „Präsentiert“-Zusatz her. Regie führte der Kopf der Rap-Crew Wu-Tang Clan (Kennt die noch wer?): RZA. Der Hauptberufliche Rapper schrieb zudem das Drehbuch, arbeitete an der Musik mit, übernahm Teile der Produktion und spielt eine der Hauptrollen – ob er sich da mal nicht verhoben hat und ob tatsächlich ein Tarantino-Bonus vorhanden ist, verraten wir in unserer Kritik zu The Man with the Iron Fists.

Filme-Blog Wertung: 7/10

Angelehnt ist The Man with the Iron Fists an die Kung-Fu- und Martial-Arts-Filme der Shaw Brothers – zumindest wird RZA in Interviews nicht müde dies zu behaupten. „Die 36. Kammern der Shaolin und die alten Bruce-Lee-Filme haben meine Kindheit geprägt“, sagte er einmal in einem Interview. Mit The Man with the Iron Fists wollte er dem chinesischen Kultstudio ein Denkmal setzen. Um das mal vorwegzunehmen. Stilistisch hat RZAs Regiedebut rein gar nichts mehr mit den Shaw-Brother-Filmen zu tun. Ziel verfehlt, also? Ist The Man with the Iron Fists deswegen ein Reinfall? Das kommt ganz auf die Erwartungshaltung an. Der Namenspate Quentin Tarantino passt dann nämlich irgendwie doch zu dem Film. Zwar weist The Man with Iron Fists in keiner Minute die Genialität oder die geschliffenen Dialoge eines Django Unchained auf und ihm fehlen auch die durchkomponierten Bilder, welche Tarantino heraufbeschwört, viele der Charaktere in RZAs Film sind jedoch ähnlich absurd angelegt. Beispielsweise Jack Knife. Nahe an der Grenze zur Selbstparodie schlüpft Russell Crowe in die Rolle des dicklichen, Gentleman-Attentäters. Oder Lucy Liu als alternde Freudenhausbetreiberin Madame Blossom. Es ist irgendwie komisch, grotesk und ein kleines bisschen traurig, diesen einst richtig großen Nummern in Hollywood in einem besseren B-Movie zuzuschauen. Alle haben sie zwar wohl mächtig Spaß an ihren Rollen, doch alle haben sie auch schon bessere Tage gesehen und vor allem bessere Charaktere verkörpert. Doch Crowe, Liu, Rick Yune, Jamie Chung und die anderen haben allesamt einen Oscar verdient, wenn man ihre Leistung mit der RZAs vergleicht. Dieser spielt den namenlosen, rachsüchtigen Schmied, der mit seiner großen Liebe durchbrennen will. Besser gesagt, er versucht sich darin, denn ob seine stoische Art nun wirklich Schauspiel oder pures Nichts können ist, sei mal dahin gestellt. Das Interessante ist aber, all diese Fehler trüben nicht wirklich den Spaß an The Man with the Iron Fists. Die gesamte Filmrealität, eine Art Fantasy-China im ausgehenden 19. Jahrhundert, wirkt überaus stimmig. Das Dorf Jungle Village, in dem ein Großteil der Handlung spielt, wirkt direkt wie aus einem Wu-Tang Clan Videoclip entliehen. Irgendwie herrlich, wie es RZA bei allen handwerklichen Schwächen gelingt einen spaßigen Film zu erzählen. Sein erklärtes Ziel war es zudem das klassische Hong-Kong-Kino mit moderner Musik anzureichern. „Moderne Musik“ meint im Falle von RZA natürlich in erster Linie Hip Hop. Allerdings schleichen sich auch immer wieder klassische Filmsoundtrack-Spuren in den Score ein. Hier merkt man, dass RZA eben nicht alleine an der Musik werkelte, sondern von dem Komponisten Howard Drossin unterstützt wurde. Der Soundtrack passt also schon mal. Vor allem passen aber die Actionszenen. Denn so übertrieben und Anime-haft sie auch wirken, sie passen in die Filmwelt. Hochgradig unrealistisch wird da gekämpft – aber es sieht jedes Mal gut aus.

Filmfazit:

Der Versuch das Kung-Fu-Kino der Shaw Brothers ins Jahr 2013 zu transportieren, ist grandios gescheitert. The Man with the Iron Fists ist jedoch trotzdem ein unterhaltsamer Fantasy-Action-Streifen, der sich zwar selbst ernst nimmt, jedoch immer wieder mit humorvollen Momenten und vor allem toll choreografierter und brutaler Action glänzen kann.

Filmtrailer:

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3 Gedanken zu “The Man with the Iron Fists (2012)

  1. spannende story mit einem angenehmen erzählstil, die mehrere gruppen darstellt und deshalb nicht langweilig wird – gerade dieses spektrum an verschiedenen gruppierung macht ein kampffilm interessanter und spannender: verschiedene kämpfer mit unterschiedlichen styles
    das problem an diesem film sind eher die kampfszenen – ich bin ja mehr ein freund der realistisch wirkenden kämpfen und hierbei wurde jedoch leider eher die übertriebenen, für chinesische verhältnisse aber typischen floating moves gezeigt, die zudem auch noch leider offensichtlich sind :/
    außerdem waren, vor allem die endkämpfe, wie immer leider, etwas fragwürdig…
    und da die kämpfe und nicht der tiefsinn den film bestimmen, ist das schon ein manko
    interessant fand ich allerdings, dass russell crowe mitspielte, aber definitiv passend für seine rolle bestimmt hat er seine rolle sogar “genossen” :p

    alles in allem aber doch ein akzeptabler film, wen die unrealistischen kampfszenen nicht stören, denn die story ist zumindest ansprechend und sorgt auch im verlauf für spannung

    persönliche bewertung: 5-6/10

  2. Ich kann mich meinem Vorredner nur anschließen und finde die Kampfszenen zu übertrieben, wenn auch ganz gut von der Choreographie. Den Film würde ich mir nicht nochmal anschauen.

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