James Bond 007 – Skyfall (2012)

Filmbeschreibung:

In Skyfall stirbt James Bond. Bevor mich jetzt jemand kreuzigt: Dies geschieht bereits im Vorfilm – also in der ersten Viertelstunde – und ist natürlich nicht endgültig. Die Produktionsfirma Metro Goldwyn Mayer, die in den vergangen Jahren mehrmals eng am Konkurs vorbeischlitterte, wäre schon schön blöd, würde sie den fiktiven, von Ian Fleming erdachten, britischen Geheimagenten einfach mal eben so sterben lassen – noch dazu im Jubiläumsjahr. Und so sagt der Doppelnullagent dann auch etwa in der Mitte des Films, als er nach seinem Hobby gefragt wird: „Auferstehung.“ James Bond ist also zurück – nachdem ihn nicht mal die Beinahepleite von MGM töten konnte, kann das wohl nichts und niemand, obwohl Skyfall-Opponent Raoul Silva dicht dran kommt. Noch dichter als Silva, kommt Bond jedoch die Kugel von Geheimdienstkollegin Eve, die ihn aus Versehen von einem fahrenden Zug herunter schießt. Der Bösewicht, den Bond während dieser Aktion verfolgte, ist im Besitz einer Festplatte mit brisantem Material: den Namen so gut wie aller Geheimagenten im Dienste ihrer Majestät. 007 überlebt den Sturz und den Schuss natürlich, kehrt aber nicht umgehend nach England zurück, sondern gönnt sich eine Auszeit. Erste nach fünf Monaten voller Alkohol und schnellem Sex kehrt Bond zurück. Der MI6 und seine Vorgesetzte M haben ihn zwischenzeitlich für Tot erklärt. Nun muss der Geheimagent sich seinen rechtmäßigen Platz erst wieder zurück erobern und nebenbei noch den immer noch flüchtigen Terroristen neutralisieren und die Festplatte zurückholen. Zum Trailer

Filmkritik:

Auf dem Plakat zu dem 23. James-Bond-Abenteuer liegt der Held am Boden. Das hat es noch nie gegeben. In 50 Jahren hat man den bekanntesten Geheimagenten ihrer Majestät nie am Boden gesehen – von den Plakaten lächelte einen Bond immer mit schussbereiter Waffe und mindestens einer heißen Frau im Arm entgegen. Der neue Bond hat die Walther PPK zwar auch entsichert und geladen und zielt munter drauf los, doch wie uns Skyfall etwa nach einem Drittel Lauflänge deutlich macht, ist Bond längst nicht mehr so zielsicher wie in den 22 vorherigen Filmen. Das Bild, welches Regisseur Sam Mendes von dem Briten zeichnet, ist das, eines gebrochenen Mannes Mitte 50 – eine weitere Sensation, die fast einer Evolution gleich kommt. War James Bond bis dato immer ein Figur, die außerhalb des für normal-sterblichen Raum-Zeit-Kosmos existierte, plagen ihn nun die Nöte und Sorgen des Alters – und von übermäßigen Martini geschüttelt, nicht gerührt Genuss: Seine Hände zittern; der Schuss geht nicht in den Kopf des Pappaufstellers, sondern ins Weiße daneben. Zudem ist dieser Skyfall-Bond in der Hochsaison der Agenten stecken geblieben. James Bond ist auch heute noch ein kalter Krieger. Gute 30 Jahre nach dem Fall des Eisernen Vorhangs. Moderne Technik, das Web 2.0, soziale Netzwerke… alles nichts für Bond, den Liebhaber, von Sachen, die man anfassen kann: scharfe Girls, Autos und hartem Alkohol. Und genau diese Mischung – alter Mann ist von neuer Welt überfordert – würde Skyfall zum besten James Bond seit Jahren machen – wäre da nicht der famose Serienneustart Casino Royale von 2006. Wie als ob sie Bond als Relikt einer anderen Zeit brandmarken möchte, zitiert ihn seine Vorgesetzte M in ein Museum (!), wo er sich mit dem neuen Quartier- und Waffenmeister Q treffen soll. Dieser Q ist ein Nerd. Ein Internetjunkie mit krausem Haar, bei dem – so 007 – noch die Pickel sprießen. In diesem Museum, der London National Gallery, sitzen diese beiden Ikonen unterschiedlichster Generationen vor einem Turner-Bild und tasten sich vorsichtig aneinander an. Und von vorneherein steht fest, dass sie sich wohl doch irgendwann gern haben werden; zu humorvoll läuft der verbale Schlagabtausch ab. Überhaupt der Humor: Er nimmt einen großen Teil von Skyfall ein – das ist in gewisser Weise ein Segen, in anderer Hinsicht eine Krux.

Filme-Blog Wertung: 9/10

Bei der Bewertung bin ich am Schwanken. Casino Royale hätte von mir die vollen zehn Punkte bekommen, während ich Ein Quantum Trost wohl mit sieben abspeisen würde. Skyfall ist auf charmante Art besser. Aber ist er ein Must See? Eine Frage, die wohl jeder für sich selbst beantworten muss. Für den Film spricht auf jeden Fall sein veränderter Ansatz. 007 ist in Skyfall verwundbarer denn je. Er gleicht in den vielen Szenen, die ihn uns mit nacktem Oberkörper präsentieren einem Schmerzensmann; Narben und Wunden zieren seinen muskulösen Körper. Alkohol und Alter haben ihn zu einem regelrechten Wrack werden lassen, der jedoch noch immer von einer brennenden Loyalität gegenüber seinem Vaterland und seiner Vorgesetzten M angetrieben wird. Eben jene Beziehung zwischen Bond und M vertieft Skyfall dann auch. M nimmt eine regelrechte Mutterrolle für den Geheimagenten ein – und nicht nur für ihn, wie sich im weiteren Verlauf herausstellt. Sein Opponent droht ihm diesen Mutterersatz zu nehmen. Diese unglaublich düsteres, persönliches Sujet für einen Bond-Actioner markiert in gewisser Weise eine stark progressive Ader von Skyfall. Sam Mendes inszeniert ihn mehr, wie einen klassischen Thriller, denn wie einen Bond-Film. Dennoch – und das kennzeichnet die Kehrseite der Medaille – ist Bond Nummer 23 wohl der klassischste der Craig-Filme. Unzählige Hommagen an die alten Filme gibt es, die Lachmuskeln werden stellenweise strapaziert und generell ist Skyfall um einiges langsamer als Ein Quantum Trost. Stellenweise beißt sich diese Mischung aus düsterem Psychogramm und humoristischem Actionfilm. Die neun Punkte hat sich Mendes Film dann auch eigentlich auch nur wegen eines Charakters verdient, der vielen missfallen wird: Raoul Silva. Javier Bardem spielt den Bösewicht unglaublich charismatisch und mit einer Verrücktheit, die fast an die kongeniale Darstellung eines Heath Ledgers in The Dark Knight heran reicht. Silva ist mehr Comic als Realität, doch gerade diese übertriebene Darstellung verleiht der Rolle einiges an Klasse. Silva – nur echt mit ekelhaft blondiertem Haar – ist seit mindestens fünfzehn Jahren der beste Gegenspieler, den sich Bond-Fans wünschen können – auch wenn viele seine homoerotische Art irritieren dürfte.

Filmfazit:

Skyfall dürfte den meisten Bond-Fans gefallen. Nach der kleinen Enttäuschung Ein Quantum Trost und der langen Wartezeit auf Bond 23, erwartet Kinogänger eine abwechslungsreiche, charmante Mischung aus klassischen Zitaten und brachialer neuer Action. Sam Mendes 007 ist einerseits ein gebrochener, gemarterter Schmerzensmann, andererseits der altbekannte Charmeur, der in direkter Traditionslinie von Sean Connery steht.

Filmtrailer:

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3 Gedanken zu “James Bond 007 – Skyfall (2012)

  1. Konnte mich mit dem Film nicht gleich so recht anfreunden und habe ein gemischtes Verhältnis zu 007. Dennoch werde ich ihn mir mal vornehmen.
    Danke für diese Kritik und die vielen Weiteren.

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