Filmbeschreibung:
Der König von England, Eduard I, genannt Edward the Longshakes, besteigt gegen Ende des 13. Jahrhunderts den schottischen Thron. Über seine Vasallen dort regiert er mit eiserner Faust. Widerstand gegen die Krone wird im Keim erstickt. Vergewaltigung und Mord von englischer Seite sind an der Tagesordnung. Viele Schotten erkennen deshalb – und weil sie weiter auf ihre Unabhängigkeit hoffen – Edward nicht als rechtmäßigen König an. William Wallace hält sich aus dererlei Politik heraus. Der Bauer möchte in Frieden leben und seine Jugendliebe Murron heiraten. Dies geschieht alsbald heimlich; behält sich der englische Sheriff doch das „Recht der ersten Nacht“ (ius primae noctis) vor. Doch es kommt anders: Murron wird von einem englischen Soldaten vergewaltigt und vom Sheriff ermordet. In blinder Wut räuchert Wallace zusammen mit einer stetig wachsenden Schar Freiwilliger nun eine Garnison des unerwünschten Königs nach der anderen aus. Was als persönlicher Rachefeldzug mit kleinen Scharmützeln begann, endet schon bald in einem ausgewachsenen Krieg auf historischen Schlachtfeldern (u.a. Schlacht von Falkirk, Schlacht von Stirling Bridge), bis Wallace endlich Edward the Longshakes persönlich gegenüber steht. Zum Trailer
Filmkritik:
Man mag von Mel Gibson halten, was man will. Man kann ihm seine antisemitischen Äußerungen als alkoholbedingte Ausfälle abtun oder seine angeblichen Hass-Anrufe auf die Mailbox seiner Freundin als arrogantes Gehabe eines Irren bezeichnen. Auch die neueren Streifen bei denen Gibson nur noch als Regisseur tätig wurde – Apocalypto und Die Passion Christi – kann man als Totalausfälle eines Extremisten hassen oder als Kult eines wahren Kinokünstlers lieben. Wirklich, man mag von ihm halten, was man will. Was man ihm jedoch nicht absprechen kann ist, dass es niemand so gekonnt wie er vermochte, in den neunziger Jahren in die Rolle des glühenden Patrioten für sein Vaterland zu schlüpfen – zumindest auf der Leinwand. Braveheart, die Geschichte des schottischen Freiheitskämpfers William Wallace, ist quasi Teil Eins einer Trilogie der großen Unabhängigkeitskämpfe der Geschichte, die Gibson mit Der Patriot (Amerikanische Unabhängigkeitskrieg) fortsetzte und mit Wir waren Helden (Vietnamkrieg) 2002 beendete. Ironischerweise endete mit der Beendigung dieser Filmreihe auch Gibsons kommerzieller Erfolg an der Kinokasse. Das führte soweit, dass der Mann, der einst die harte Sau in Lethal Weapon verkörperte nun als Halb-Autist mit einer Biber-Puppe spricht. Aber egal, um die Sinneskrise eines alternden Hollywoodstars soll es hier nur am Rande gehen. Viel wichtiger ist, dass Braveheart ein wahres Meisterwerk der Filmgeschichte ist. Zu Recht mit fünf Oscars ausgezeichnet, ist Gibsons Interpretation der William-Wallace-Story ein Opus, welches sich einer im Kino lange Zeit sträflich vernachlässigten Bewegung und Zeitperiode annimmt. Ungelogen, ich habe während meiner Uni-Jahre Leute getroffen, die sich angeblich nur aufgrund dieses Films für ein Studium der mittelalterlichen Geschichte entschieden haben. Kein Ahnung, was man von denen halten soll, aber ich wünsche ihnen auf alle Fälle alles Gute und viel Erfolg! Doch ich schweife schon wieder ab: Braveheart ist vor allem in den großen Schlachtenszenen, die in ihrer Opulenz schon fast an Standbilder berühmter Kriegsmaler erinnern, ein wahrer Augenschmaus. Ganze Heerscharen stürmen hier auf einander zu. Männer schreien, Schwerter klirren, Pferde wiehern. Bei aller Schlachtenromantik, die der Film ausstrahlt, schreckt er nicht vor Szenen teils heftiger Brutalität zurück. Merke: Wo Gibson draufsteht, werden Köpfe in Großaufnahme zermatscht, Menschen zerteilt und in Close-Ups gefoltert – auch das ist eine Parallele zu Der Patriot oder Wir waren Helden. Allerdings wirkt diese Brutalität nicht aufgesetzt, sondern unterstützt den Eindruck eines vermeintlich authentischen Szenarios. Vor allen Dingen hilft es aber auch, Edward the Longshakes als einen perversen Mistkerl zu charakterisieren; wobei fairerweise gesagt werden muss, dass nicht nur die Engländer Grausamkeiten begehen. Auch die schottischen Freiheitskämpfer sind keine Chorknaben. Aber es wäre ignorant den Streifen nur auf seine Schlachtenszenen zu reduzieren. Hervorzuheben sind vor allen Dingen auch die wunderschönen Landschaftsaufnahmen, welche einen mit dem grandiosen Soundtrack sofort das Feeling der schottischen Highlands spürbar machen. Wenn man dann noch ein schönes Gläschen Whiskey zur Hand hat, ist der Filmeabend gerettet.
Filme-Blog Wertung: 9/10
Wunderbar ist auch die Leistung der Darsteller, allen voran natürlich Mel Gibson. Seine Wut, seine Trauer und seinen Schmerz über den Verlust seiner Jugendliebe aber auch sein nahezu fanatischer Hass auf alles Englische bringt er mit viel Verve rüber und stiehlt damit den anderen Charakteren die Show. Obwohl, nicht ganz: Patrick McGoohan (Eduard I) glänzt ebenfalls in seiner Rolle als absoluter Fiesling. Natürlich ist es bedenklich, wenn man historische Personen in dieser Weise glorifiziert (Wallace) oder, im Falle des englischen Königs, dämonisiert, dennoch muss man lobend erwähnen, dass sich überhaupt ein Film dieser Periode des „finsteren Mittelalters“ annimmt. Zudem funktioniert die Spannungskurve und die Erzeugung eines Feindbildes einfach zu gut, dass man Gibsons Film aufgrund „historischer Ungenauigkeiten“ (mal Milde ausgedrückt) einen Strick drehen könnte. Wie gesagt, man mag von Gibson halten, was man will, aber Braveheart ist definitiv ein „Must See“.
Filmfazit:
Wunderbar opulentes Schlachtengemälde: Mit Überlänge erzählt Mel Gibson die Geschichte des schottischen Freiheitskämpfers William Wallace und drückt dabei einerseits auf die Tränendrüse, als auch auf die Blutspritze.