No Country For Old Men (2008)

Filmbeschreibung:

Anton Chigurh, ein Psychopath, der seine Opfer am liebsten mit einem Bolzenschussgerät tötet, entflieht zum wiederholten Male der Festnahme. Ziellos streift er durch die Wüste auf der Suche nach potentiellen Opfern. Llewelyn Moss, ein Vietnamveteran, stößt beim Jagen zufällig auf die Überbleibsel eines schiefgelaufenen Drogendeals. Ohne Nachzudenken, nimmt er einen Koffer voller Geld an sich und wird fortan von den ursprünglichen Eigentümern, mexikanischen Drogenbaronen, gejagt. Ed Tom Bell, ist Sheriff in einem Kaff an der mexikanisch-amerikanischen Grenze, der kurz vor dem wohlverdienten Ruhestand steht. Ein Mann, der schon vieles gesehen und erlebt hat und der eigentlich nur noch seine restliche Zeit (im Beruf sowie im Leben an sich) möglichst ruhig herum bekommen möchte. Die Wege dieser drei Protagonisten werden sich im Verlauf des Film No Country For Old Men mehr als einmal kreuzen, sind doch ihre Schicksale untrennbar miteinander verwoben. Zum Trailer

Filmkritik:

Um es gleich vorneweg zu sagen: Die vier Oscars (Bester Film, Beste Regie, Bester Nebendarsteller an Javier Bardem und Bestes adaptiertes Drehbuch), die No Country For Old Men 2008 bekommen hat, waren vollkommen gerechtfertigt. Die Coen-Brüder lieferten mit dem perfekt besetzten Streifen eines der Highlights des Filmjahres 2007/08 ab. No Country For Old Men ist eine Buchverfilmung – eigentlich ist das nicht weiter interessant, da wohl die Wenigsten Cormac McCarthys Vorbild gelesen haben dürften. Bemerkenswert ist jedoch, dass die Bücher, des in Deutschland weitestgehend unbekannten Autors öfters für erstklassige Verfilmungen herhalten dürfen. So basiert beispielsweise auch das Endzeitdrama The Road auf einem Werk McCarthys. Aber zurück zu der filmischen Adaption. No Country For Old Men verknüpft drei völlig differente Figuren zu einem erstklassigen Ganzem. Der Psychopath, der Vietnamveteran und der Sheriff könnten unterschiedlicher kaum sein, dennoch sind ihre Wege untrennbar miteinander verbunden und ihre existenzialistischen Schicksale miteinander verknüpft. Allesamt sind sie von ihrer Grundeinstellung zutiefst fatalistisch und leben ihr Leben quasi ohne Sinn. Chigurh, der Psychopath, tötete eben. Moss, der Vietnamveteran, findet das Millionen, weiß aber ehrlich gesagt nicht so recht, was er damit anstellen soll. Er ergeht sich in unlogisch erscheinenden Handlungsabläufen und ist eigentlich den gesamten Film auf einer Flucht, die von vornherein kein gutes Ende nehmen kann. Und auch Bell, der Sheriff, ist ein alter Mann, der zwar an seiner Vergangenheit nicht völlig zerbrochen ist (wie sein Vater), der aber ebenfalls kurz vor dem Kollaps steht. Die Ereignisse, die sich in der gesamten Laufzeit von No Country For Old Men zutragen sind quasi das ‚aufregendste’, was den Protagonisten je geschieht. Andere Filme versuchen das Leben ihrer ‚Main Character’ abzubilden. Die Coens schaffen wahrlich Figuren, die nur für die knapp zwei Stunden Film ‚leben’ und sterben. Sie haben keine Vergangenheit und keine Zukunft. Sie existieren nur im hier und jetzt. Was Moss tut, wenn er mal nicht jagt, bleibt dem Rezipienten ebenso verborgen, wie das Sozialleben Chigurhs oder die Freuden Bells. Somit kann man No Country For Old Men als Abgesang auf die menschliche Zivilisation sehen; auf eine Welt, die nichts mehr ist, für alte Männer, wie sie die drei Protagonisten verkörpern. No Country For Old Men ist fatalistisch, existenzialistisch, düster und hoffnungslos… und verdammt lustig in der Huldigung des Grotesken und Absurden. Chigurh, der Psychopath, ist einer der beängstigten Bekloppten seit Hannibal Lecter, gleichzeitig aber auch eine totale Witzfigur. In ihrer Überzeichnung erinnert sie teilweise an Comicbösewichte, wie Batmans Two-Face oder den Joker. Sie hat alles, was ein ‚guter Böser’ braucht: Ikonenhafte Waffen (ein Bolzenschussgerät (!) und eine schallgedämpfte Schrotflinte (!!)), sie ist völlig durchgedreht und handelt fernab jeder Rationalität und sie scheint unaufhaltsam zu sein. Sie ist der Typ Antagonist, gegen den rationale Staatsgewalt, im Film ideal verkörpert durch den alten Sheriff Bell, keine Chance mehr hat. Anfangs erzählt die Off-Stimme Bells, dass er Kollegen kenne, die keine Waffe mit in den Dienst nehmen würden. Auch er selbst ist eher ein Vertreter eines gewissen konservativen Pazifismus. Doch in der Welt von No Country For Old Men, die teils frappierend an fatalistische Neo-Western wie Eastwoods Erbarmungslos denken lässt,  ist kein Platz für solche Männer. Solche Männer werden von Chigurh in Sekunden getötet und ihre Leichen als Fraß für die Geier in der Wüste liegen gelassen.

Filme-Blog Wertung: 9/10

Unglaublich auch die technische Umsetzung dieses Meisterwerks. Der Sound. Der Sound!! Einfach großartig. Das Pfeifen von Chigurhs schallgedämpfter Waffe, das letzte Röcheln eines sterbenden Hundes oder das Piepsen des Peilsenders. Alle Geräusche kommen unfassbar direktional und unterstreichen die düstere Atmosphäre des Films. Die schauspielerische Leistung von allen Beteiligten ist ‚outstanding’ wie der Amerikaner sagt. Der Verführer und Künstler, den Javier Bardem in Vicky Christina Barcelona verkörpert, weicht hier dem innerlich wie äußerlich degenerierten Killer Chigurh. Tommy Lee Jones macht seine Sache als alternder Sheriff sehr gut und auch Josh Brolin nimmt man seine Rolle als Moss mehr als ab!

Filmfazit:

Nominiert für acht Oscars. Vier hat er tatsächlich bekommen. Die anderen vier hätte er ebenso verdient!

Filmtrailer:

Facebook Kommentare

Facebook Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.