James Bond 007 – Stirb an einem anderen Tag (2002)

Filmbeschreibung:

James Bond wird vom MI6, dem britischem Geheimdienst, nach Nordkorea geschickt, um einen abtrünnigen Colonel zu überführen, der angeblich in der entmilitarisierten Zone Waffen gegen Blutdiamanten aus Südafrika eintauscht. Doch Bonds Tarnung fliegt auf und so muss er sich Colonel Moon und seinem Leibwächter, dem Topterroristen Zao stellen. Die anschließende Verfolgungsjagd durch ein Minenfeld endet zwar für Moon scheinbar tödlich, doch Bond wird gefangenen genommen und über ein Jahr lang von den Nordkoreanern gefoltert. Erst nach 14 Monaten kommt der Agent frei; im Austausch gegen den von den Briten gefangenen genommen Zao. Wieder zurück, muss Bond die Fehler von einst wieder gut machen und sich einer neuen schillernden Bedrohung stellen: dem Multimillionär Gustav Graves, der durch einen Diamantenfund reich geworden ist. Sind es vielleicht Moons Blutdiamanten, denen Graves sein Geld und seine Macht verdankt? Bond reist nach Kuba, England und sogar Island um Antworten zu finden. Zum Trailer

Filmkritik:

In knappen zwei Wochen startet der neue James-Bond-Film Skyfall. Die ersten Kritiken sind weitestgehend positiv und so muss das auch sein: Schließlich befinden wir uns im Bond-Jubiläumsjahr. Seit 50 Jahren kämpft sich der britische Scharmbolzen und Agent nun schon durch Kalte Kriege und heiße Konfliktzonen. In unregelmäßigen Abständen werden wir vom filme-blog.com im Laufe des restlichen Jahres noch den ein oder anderen Bond unter die Lupe nehmen – einfach, um einem Wegbereiter des modernen Actionkinos Tribut zu zollen, aber auch die kleinen Fehler und großen Missgeschicke, die in den mittlerweile 22 Filmen (ohne Skyfall) auf das Publikum losgelassen wurde. Den Anfang macht Pierce Brosnans letzter Bond Stirb an einem anderen Tag. Brosnan gilt vielen als die ultimative Bond-Besetzung. Er erbte die Eleganz und leichte Raubeinigkeit von Sean Connery, den Witz von Roger Moore und die schroffe Härte von Timothy Dalton, dessen Nachfolge er 1995 mit Goldeneye antrat. Leider ist Stirb an einem anderen Tag klar der schlechteste der Brosnan Bonds. Zwar ging es nach Goldeneye stetig bergab, die Inszenierung des 20. Bond Abenteuers von Regisseur Lee Tamahori jedoch, bildete den Tiefpunkt. Das liegt weniger an der Geschichte, welche gewohnt over-the-top ist, und auch nicht an den Actionszenen, welche zwar hier und da etwas langatmig sind und von nervigen CGI-Effekten (ja, 2002 war es noch schwer so manches zu animieren) flankiert werden, als vielmehr an der gesamten Aufmachung des Bond-Paketes.

Filme-Blog Wertung: 5/10

Nach der Jahrtausendwende hatte sich die Welt verändert. Böse Menschen flogen mit geklauten Flugzeugen in Hochhäuser, Internet wurde schneller und fast überall verfügbar und Handys eroberten im Sturm den privaten Raum. In dieser Zeit war ein James Bond, der mit High-Tech-Spielzeug hantierte, super-böse aber doch irgendwie herzliche Gangster jagte und Frauen in einer Tour verführte, nicht mehr zeitgemäß. Der Bond, den Brosnan in Stirb an einem anderen Tag verkörpert, war 2002 bereits ein Relikt aus alten Tagen. Bereits bei dem Vorgängerfilm Die Welt ist nicht genug, nutzte sich seine Bond-Formel ab. Das High-Tech-Spielzeug, welches immer auch eine Projektion von Wunschträumen des Zuschauers war, hatte mittlerweile Einzug in das eigene Wohnzimmer gefunden. Lee Tamahori versuchte der Realität mit absolut überzogenen Gadgets zu trotzen. Bond wird von seinem Waffen-, und Quartiermeister Q mit einem unsichtbaren Auto ausgestattet… „Diesmal haben sie sich selbst übertroffen“, sagt ein staunender Bond zu Q, als er die Tarnfunktion des Aston Martins demonstriert. In jeglicher Hinsicht hatte sich Q übertroffen – übertroffen an vollkommen, unglaubwürdigem Blödsinn. An den Gadgets zeigt sich, dass Stirb an einem anderen Tag ein Anachronismus allererster Güte ist und war. Die Opponenten in Bond 20 sind allenfalls nur Abziehbilder früherer Glanztaten. Ein durchgeknallter nordkoreanischer General sollte wohl ein Kommentar auf den realen „Führer“ Kim-Jong il sein – es blieb bei dem Versuch. Gustav Graves hingegen war nach Al-Qaida ebenfalls mehr eine versnobte Lachnummer, als ein ernstzunehmender Gegner. Auch hier war die Realität Bond im Jahre 2002 voraus. Und auch die Bond-Girls wirkten ebenfalls fehl am Platz. Ja, natürlich sieht es geil aus, wenn Halle Berry im orangen Bikini aus den azurblauen Fluten des Ozeans steigt, aber sobald ihr Charakter Jinx den Mund aufmacht, möchte man am liebsten den Fernseher stumm schalten. Ihre neunmalkluge, taffe Art, sollte wohl den Versuch darstellen, den Bond-Girls eine gewisse emanzipatorische Kraft einzuhauchen; quasi einen weiblichen James Bond erschaffen. Auch dieser Versuch misslang gänzlich. Wie man Bond einen ansprechenden weiblichen Charakter zur Seite stellt, welcher auf augenzwinkernde Weise agiert, demonstrierte erst Eva Green in Casino Royale. Aber das Schlimmste, das Allerschlimmste, weswegen Stirb an einem anderen Tag keine gnädigen sechs oder sieben Sterne bekommt – einfach weil es Bond ist – ist der Titelsong von Madonna. Der Track „Die Another Day“ ist ein Ohrenkrebs erzeugender Möchtgerntechnomix, der so wie der gesamte Film versucht, auf verkrampfte Art hip zu sein.

Filmfazit:

Ein ziemlich misslungener Versuch die Figur des James Bond in eine neue Ära zu führen. Es musste erst ein Daniel Craig kommen, um den Anzug des britischen Agenten von dem Staub der vergangenen Jahre zu befreien. Stirb an einem anderen Tag ist ein überstilisiertes Actionabenteuer, welches gute fünf Jahre zu spät kam; aus heutiger Sicht noch mehr Anachronismus wie 2002.

Filmtrailer:

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