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Cloud Atlas (2012)

Filmbeschreibung:

Im Jahr 1849 reist ein amerikanischer Anwalt über den Pazifik. Von Krankheit geplagt, verfasst er seine Memoiren, die Jahrzehnte später einen Musiker zu einem neuen Stück inspirieren sollen. In der fernen Zukunft machen sich ein Bauer und eine Botschafterin auf zu einem fernen Sendeturm, um eine ewig alte Nachricht abzuhören. In einem zukünftigen asiatischen Staat kämpfen Rebellen gegen die Unterdrückung von künstlichenLebewesen. Eine Journalsitin veröffentlicht 1973 eine Enthüllungsstory über ein Atomkraftwerk. Und in der Jetzt-Zeit versucht ein Schriftsteller aus einem Altersheim zu fliehen. Bei Cloud Atlas werden die unterschiedlichsten Geschichten erzählt und am Ende zu einem stimmungsvollen Gesamtwerk verwoben – zumindest glaubte ich das, bis ich das Machwerk zum ersten Mal sah. Zum Trailer

Filmkritik:

Ich war schlecht gelaunt. Bereits während des Sichtens von Cloud Atlas habe ich mich so richtig über den Film geärgert. Ja, ich war kurz davor, ihn abzuschalten und die Bluray in die hinterletzte Ecke des Regals zu stellen. Das ist mir lange nicht mehr passiert – na gut, solange her ist mein Abend mit Texas Chainsaw 3D nun auch nicht. Aber bei dem storylastigen Cloud Atlas verhält es sich dann doch ganz anders, da man merkt, dass es hier nicht an einer Neuausrichtung einer Serie scheiterte, sondern am Kern des gesamten Films. „Alles ist verbunden“ – das ist die werbeträchtige Tagline, die einem in Cloud Atlas als Entschuldigung dafür entgegengebracht wird, dass die Regisseure Tom Tykwer (Lola rennt) sowie die Wachowski-Geschwister (V wie Vendetta) eine hanebüchene Geschichte erzählen, welche noch dazu mit esoterischem Mummenschanz angereichert wird – viele Köche verderben scheinbar wirklich den Brei, denn Tykwer ist ja an sich ein kompetenter Regisseur. Bei den Wachowskis ist man sich ja angesichts von Speed Racer sowie Teil 2 und 3 der Matrix-Trilogie da nicht mehr so sicher. Aber der Reihe nach: Bereits David Mitchells Roman „Der Wolkenatlas“ ist ein recht verwirrendes Buch. Da wird munter durch die Erzählstränge und Epochen gesprungen. Charaktere wandeln sich von einem Kapitel zum nächsten und so weiter. Das Regie-Trio hat sich dazu entschlossen, die Geschichte unverändert zu verfilmen. Also die Sprünge in der Handlung in das Medium Film zu übertragen – und damit haben sie gleich eine der Grundstilistiken über den Haufen geworfen. Ein Film muss nicht linear erzählt sein, Gott bewahre – Meisterwerke wie Memento oder Fight Club gäbe es in diesem Falle nicht. Filme sollten jedoch einen roten Faden besitzen. Einen solchen hat auch Cloud Atlas, das kann man gar nicht bestreiten. Jedoch ist dieser Faden aus so dünnem Zwirn, dass man ihn eher häufig als selten verliert. Der Witz ist: Die Handlung von Cloud Atlas ist nicht komplex, ganz und gar nicht. Tykwer und die Wachowskis versuchen jedoch dem Zuschauer mittels der Zeitsprünge, wechselnder Charaktere und mutmaßlich tiefsinniger Themen, Komplexität vorzugaukeln. Die grundsätzliche Frage, die der Film stellte, ist durchaus interessant. Vielleicht könnte man sie mit „Was macht einen Menschen aus?“ auf den Punkt bringen. Die Antwortmöglichkeiten, die einem das Trio sowie die Schauspieler um Halle Berry (Catwoman) und Tom Hanks liefern sind allerdings völliger Unfug.

Filme-Blog Wertung: 3/10

Ein Erzählstrang dreht sich um einen, in einem unfassbar dämlichen Dialekt brabbelnden, Nomaden der fernen Zukunft. Dieser Jemand trifft auf eine Frau einer höheren Kaste – die glücklicherweise nicht ganz so dumm daher schwätzt. Gemeinsam ergründen sie das Geheimnis, welches die anderen Erzählstränge aufbauen. Die Erkenntnis – und hier setze ich jetzt einfach mal einen Spoiler: Der Mensch braucht etwas an dem er auch in seiner dunkelsten Stunde festhalten kann. Was das ist? Tykwer und die Wachowskis beantworten jene Frage – wohl – mit Religion, jedenfalls deutet das unfassbar kitschige, von christlicher Motivik geprägte Ende von Cloud Atlas darauf hin. Was sonst noch in Cloud Atlas passiert? Nicht viel. Die meisten Handlungsstränge sind unsinnig und verleihen der Geschichte keinerlei Impulse. Da ist ein Seefahrer, der von seinem Arzt gequält wird. Ein erfolgloser Musiker liest die Memoiren des Seefahrenden und wird zu einem neuen Stück, dem „Wolken-Sextett“, inspiriert. Dieses Stück hört in der fernen Zukunft eine Widerstandskämpferin. Wie gesagt: bei Cloud Atlas ist alles verbunden. Nährwert der ganzen Geschichte um das Musikstück? Gleich null. Dann ist da noch eine absolut sinnlose Holocaust-Parallele, welche darstellen soll, wie die Menschheit mit ihresgleichen umgeht – wenn sie nur ein wenig anders sind. An sich interessant, ist aber alles schon mal in besserer Form dagewesen. Lustigerweise zitiert Cloud Atlas immer mal wieder den Science-Fiction-Klassiker Soylent Green – Jahr 2022… die überleben wollen – einen Film, der zumindest einen Erzählstrang des Tykwer/Wachowski-Films erzählt – nur eben um Klassen besser. Das, was Cloud Atlas dann aber ganz gut macht, ist die Verschmelzung verschiedener Genres. Da gibt es eine Komödie, den Science-Fictioner oder den Historienfilm. Alles hat seinen eigenen Look, seine eigene Bildsprache und seine eigene Dynamik. Da könnte es so toll sein, wenn die einzelnen Charaktere dann auch noch etwas zu erzählen hätten… Über so viel verschenktes Potential kann man dann aber wirklich mal verärgert sein.

Filmfazit:

Esoterischer Unfug, verpackt in eine hanebüchene, unfassbar belanglose Geschichte. Weder Tom Hanks noch Halle Berry und ganz besonders nicht Tom Tykwer haben sich mit Cloud Atlas einen Gefallen getan. Wem es egal ist, dass man bei diesem zweieinhalbstündigen Machwerk mit einer pseudo-religiösen Moralkeule nahezu erschlagen wird, der kann einen Blick riskieren, da der Streifen allein aus filmischer Sicht ganz interessant ist: Die Verschmelzung der verschiedenen Genres ist zwar nicht stimmig, funktioniert aber über weite Teile. Für alle anderen Betrachter heißt es, Finger weg.

Filmtrailer:

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