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Iron Sky (2012)

Filmbeschreibung:

1945. Der Zweite Weltkrieg ist für Nazi-Deutschland verloren. Adolf Hitler erschießt sich im “Führerbunker” und die Wehrmacht kapituliert an allen Fronten. Nur einer kleinen Gruppe Nazis gelingt die Flucht; die Flucht mit einer Rakete auf die dunkle Seite des Mondes. Dort bauen die Mondnazis ihre Basis auf (natürlich in Form eines gigantischen Hakenkreuzes) und bereiten sich darauf vor, auf die Erde zurückzukehren und alle Untermenschen auszumerzen, damit endlich die eine Herrenrasse herrscht. Im Jahre 2018, bei einer erneuten amerikanischen Mondlandung im Zuge des Wahlkampfes der US-Präsidentin, erfahren erstmals die Erdlinge von der Existenz der überlebenden Nazis, die sich natürlich – ganz im Sinne der Volksgesundheit und Reinheit des Blutes – fröhlich vermehrten und mittlerweile zu einer schlagkräftigen Armee entwickelt haben. Mit der “Götterdämmerung”, einem gigantischen Weltraumzerstörer, nehmen die Mondnazis Kurs Richtung Erde, auf das bald die Hakenkreuzfahne vom Weißen Haus flattert. Zum Trailer

Filmkritik:

Sieg Heil, ihr Neger und Untermenschen. Wer jetzt noch weiterliest und sich nicht auf den Schlips der politischen Korrektheit getreten fühlt, für den dürfte Iron Sky vielleicht etwas sein. Die Story ist dabei so absurd, wie lustig, wie trashig. Wo jedoch andere Filme dieses Kalibers wie The 25. Reich an Peinlichkeit nicht zu überbieten sind, ist Iron Sky handwerklich definitiv gut gemacht. Die CGI-Effekte sind sogar außerordentlich gut für eine Low-Budget-Produktion. Überhaupt die Produktion des Streifens ist ja schon einen Artikel für sich wert. Meines Wissens nach, ist er der erste “große” Film, der zu großen Teilen per Crowdfounding realisiert wurde. Insgesamt 900.000 Euro sammelten die Fans für Iron Sky. Zusätzlich kamen große Teile aus diversen Filmförderungsprogrammen; unter anderem der deutschen Filmförderungsanstalt. Hierzu eine Anekdote aus der Rubrik “In was für einer Welt leben wir eigentlich”: Eben jene Institution musste sich nach Bekanntgabe der Förderungspläne anhören, sie würde einen Nazi-Propagandafilm im Stile Leni Riefenstahls mit deutschen Steuergeldern subventionieren. Aber egal. Tatsächlich ist Iron Sky über weite Strecken sehr provokant inszeniert – was natürlich freilich an der Grundthematik des Films liegt. Da gibt es die pflichtbewussten SS-Oberbefehlshaber, die arischen Herrenmenschen, die nur das beste für ihre Kameraden wollen sowie die treuen blauäugigen blonden Mädels und Mütter. Timo Vuorensola inszenierte jedoch nicht nur die Weltraumnazis mit dem geplanten Tabubruch, sondern sorgte auch für ein Abbild des amerikanischen Wahlkampfes. Gerade in den vergangenen Wochen konnten wir Westeuropäer wieder an dem immer etwas befremdlich währenden Schlammschlachten der amerikansichen Präsidentschaftskandidaten teilhaben. Die Iron Sky-Präsidentin (!) der Vereinigten Staaten im Filmjahr 2018 (!!) ist eine republikanische Missgeburt, die nicht ohne Grund an Gouverneurin Sarah Palin erinnert. Der bitter ironische Twist, den Vuorensola mit Iron Sky darbietet ist der, dass die Mondnazis eigentlich ganz lieb sind. Missgeleitet von einer zehn Minuten Fassung von Charlie Chaplins Der große Diktator gehen sie davon aus, dass der Nationalsozialismus eine tolerante Staatsform ist, die verbreitet werden muss. Die wahren Bösen sind dann doch die Republikaner, die versuchen durch Kriege ihre Macht zu erhalten. Iron Sky präsentiert all dies in teilweise herrlich absurden Szenen, die jedoch immer wieder in relativ dämlichen Klamauk abdriften (beispielsweise die Flucht des schwarzen Astronauten).

Filme-Blog Wertung: 7/10

Unterm Strich muss man sagen, dass man aus der Thematik noch einiges mehr herausholen hätte können. Auch schade, dass Vuorensola den Tabubruch nicht auf die Spitze treibt. Klar sieht man Hakenkreuze und Heil-Hitler-Gesten im Sekundentakt, doch bleibt es in dieser Hinsicht bei der bloßen Provokation um der Provokation willens. Wahrlich heiße Themen werden dann doch nicht angerührt, obwohl die Gegenüberstellung der NS-Ideologie mit den wahnhaften Idealen US-amerikanischer Konservativer schon einem kleinen Geniestreich gleich kommt. Die Schauspieler, allen voran sexy Julia Dietze, Götz Otto und natürlich Gott Udo Kier, stellen ein sympathisches, nicht zu talentiertes Ensemble dar, welches zu Iron Sky wie die Faust aufs Auge passt. Besonders erwähnenswert ist noch der Soundtrack des Kunstkollektivs Laibach – leider im negativen Sinne. Obwohl die Industrial-Formation durchaus einige Glanzlichter in ihrer Discographie vorweisen kann, bleibt ihre Untermalung für Iron Sky seltsam blass und vor allem kraftlos. Schade!

Filmfazit:

Iron Sky ist gewollt provokantes, dabei jedoch in seiner reinen Form schrecklich belangloses Kino. Ohne den trashigen Mondnazibonus würde kein Hahn nach dem Film krähen, so bleibt eine unterhaltsame aber blutleere Komödie für die ganze Familie – und das ist vielleicht das schlimmste Urteil, was man über einen Film, in dem Nazis, Untermenschen ausradieren wollen, sprechen kann.

Filmtrailer:

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