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A Serbian Film (2011)

Filmbeschreibung:

Pornodarsteller Milos hat sich zur Ruhe gesetzt. Mit Frau und Sohn lebt er ein normales Leben. Die Familie zerrt noch immer an den Ersparnissen von Milos Produktionen – doch das Geld wird langsam knapp. Da kommt ihm das Angebot des Regisseurs Vukmir gerade Recht; Milos soll in einem seiner künstlerischen Pornos mitspielen; danach hätte er für immer ausgesorgt. Ohne lange zu überlegen, steigt er auf das Angebot ein, nicht ahnend, dass ihn dies in einen Strudel aus Sex, Gewalt und Drogen hineinziehen wird, wie er und das Kinopublikum ihn wohl noch nie erlebt haben. Zum Trailer

Filmkritik:

Alle ein, zwei Jahre ist es immer mal wieder soweit. Da kommt ein Film, der die Grenzen des Mediums Film auslotet, alle Kritiker verschreckt und das gemeine Publikum auf die Barrikaden treibt – ein so genannter Skandalfilm. Von Triers Antichrist sorgte 2009 für einen Aufschrei. 2004 echauffierten sich die Kirchengemeinden – und alle anderen – über Mel Gibsons Interpretation des Leidensweg Christus und in den 70-ern sorgte Pasolini mit seinem Salò dafür, dass er zur persona-non-grata Italiens wurde. Der Skandalfilm der Jahre 2010 und 2011, quasi der Baise-Moi des Web2.0-Zeitalters wird wohl ein Film aus Serbien sein – der programmatisch betitelte A Serbian Film. A Serbian Film ist ein dreckiger, kleiner Bastard von Film. Er spielt mit der Provokation. Ein Film, dessen Protagonist ein Pornodarsteller ist, ist automatisch verdächtig. Zeigt der Streifen dann auch noch Hardcore Sex- UND Gewaltszenen bzw. die Kombination von beidem, ist Hopfen und Malz bei sämtlichen Freigabe- und Jugendschutzbehörden verloren. Amerika zensierte A Serbian Film, Deutschland natürlich auch. In Norwegen wurde er gar wegen angeblicher Kinderpornografie verboten. Und tatsächlich A Serbian Film überschreitet Grenzen: Da gibt es die berühmt berüchtigte NewBorn-Porn-Szene (die zwar schlecht getrickst, aber dennoch ihre Wirkung nicht verfehlt), die Vergewaltigungen und teils scheinbar frauenverachtenden Darstellungen von Prostituierten. Regisseur Srdjan Spasojevic liefert mit A Serbian Film ein Kaleidoskop der Perversität und Gemeinheit ab und dennoch – oder gerade wegen seiner Radikalität . ist der Film ein Gesamtkunstwerk sondergleichen. Egal, ob man ihn nun als Sittengemälde eines vom Krieg zerrütteten Landes, als Parabel auf die Gesellschaft im 21. Jahrhundert oder als Groteske des Lebens in Osteuropa sieht, A Serbian Film befriedigt jedweden Interpretationswillen, nur um ihn zugleich wieder zunichte zu machen. Natürlich provoziert der Film auf Teufel komm raus. Natürlich ist der gesellschaftliche Aufschrei einkalkuliert und gewollt – ja sogar benötigt. Dennoch ist der Streifen das Mutigste, was seit langem aus Osteuropa in unsere DVD-Player kommt.

Filme-Blog Wertung: 8/10

Die Schauspieler, allen voran Srdjan Todorović und Sergej Trifunović, sind in ihrer Heimat keine Unbekannten. In Serbien wird der Film vornehmlich deswegen kontrovers diskutiert, weil eben zwei „Stars“ in einem scheinbaren Snuff-Film mitspielen. Die Leistung aller Beteiligen ist dann auch nicht zu bemängeln. Ganz im Gegenteil – Todorović spielt den stoischen Ex-Pornostar mehr als überzeugend. Auch handwerklich ist der Streifen über jeden Zweifel erhaben – erstaunlich handelt es sich doch um absolutes Low-Budget, welches von Regisseur Spasojevic alleine finanziert wurde. Sein niedriges Produktionsbudget sieht man dem Film zu keiner Sekunde an. Drehorte und Kulissen wirken niemals künstlich; sie erscheinen eher wie der Albtraum einer am Abgrund stehenden Gesellschaft.

Filmfazit:

DER Skandalfilm des Jahres! Anschauen und Ekeln oder Anschauen und Nachdenken!

Filmtrailer:

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