Men behind the Sun (1989)

Filmbeschreibung:

Im Zweiten Weltkrieg betreibt der japanische Doktor Ishii Shirō die „Hauptabteilung der Abteilung für Epidemieprävention und Wasserversorgung der Kwantung-Armee”, welche im Nachhinein als „Lager 731“ traurige Berühmtheit erlangen sollte. Der von der „Einheit 731“ betriebene Gebäudekomplex in der Mandschurei diente der Erprobung von chemischen und biologischen Waffen. Krankheitserreger, von Milzbrand über Pest bis hin zu Cholera, wurden dort in „Feldversuchen“ getestet. Versuchskaninchen waren tausende Menschen aus der chinesischen Zivilbevölkerung ebenso wie hunderte Kriegsgefangene. Die japanische Armee bediente sich auch noch perfiderer Methodik: So wurden Lebensmittel mit Typhuserregern versetzt und anschließend an das hungernde chinesische Volk verteilt. Zum Trailer

Filmkritik:

Was soll dieser Vorspann? Um was genau geht es jetzt in Men behind the Sun mag sich der ein oder andere nun sicherlich fragen. Um dieser Frage gleich vorzubeugen. Men behind the Sun ist in gewisser Weise kein Spielfilm – dann aber wieder doch. Der Film stellt den Alltag, die Menschenversuche und das Grauen im „Lager 731“ dar. Dies ist eigentlich der gesamte Plot (wenn man ihn als solchen bezeichnen möchte). Bezugspersonen gibt es keine; ein Protagonist fehlt. Einzig Schauspieler Gang Wang, der Doktor Shiro Ishii verkörpert, wird namentlich vorgestellt. In diesem Sinne ähnelt Men behind the Sun eher einer Dokumentation. Auch die Bilder vermitteln – teilweise auch aufgrund des Alters des Films von 24 Jahren – den Eindruck, einen dokumentarischen Film zu schauen. Und irgendwie stimmt das ja auch – aber dann auch wieder nicht. Dazu: Alles, was man in Men behind the Sun sieht ist geschauspielert, gestellt, getrickst und gefakt (bis auf zwei Tiersnuff-Szenen auf die ich im folgenden noch eingehen werde). Der Film zeigt bei aller Drastik des Visuellen keine realen Experimente an Menschen, die im realen „Lager 731“ zweifelsfrei durchgeführt wurden. Dem chinesischen Filmbastard wird jedoch bis heute häufig nachgesagt, dass er sich teilweise Archivmaterialien der „Einheit 731“ bedienen würde; dies ist nicht so. Unter anderem auch darum, weil die japanische Armee sehr gründlich war bei der Vernichtung von Beweisen gegen die begangenen Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Aber noch einmal zur Plot-Frage. Man begleitet in dem Film (teilweise) eine Gruppe Neulinge, die in die „Einheit 731“ eingegliedert werden soll. Der Zuschauer betritt das Konzentrationslager 731 also gemeinsam mit den Neuen – und wird ebenso wie diese – mit all dem Schrecken, den Perversitäten und Abscheulichkeiten der Todesfabrik konfrontiert.

Filme-Blog Wertung: 5/10

Die Kontroverse um einen solchen Film ist bereits vorprogrammiert. In Men behind the Sun gibt es Szenen, in denen einer Frau bei lebendigem Leib die Haut von den Händen gerissen wird, eine Katze von ausgehungerten Ratten gefressen wird (was laut Regisseur Tun Fei Mou real gefilmt wurde), oder Menschen Krankheitserreger nur um des Effekts willen gespritzt werden. Ich werde hier keine weiteren der abscheulichsten Szenen aufzählen nur um den Voyeurismus von manchem Leser zu befriedigen, dennoch kommt man um das Nennen einiger exemplarischer Details nicht herum, um zu verdeutlichen mit was für einer Art Film man es hier zu tun hat. Das Interessanteste an dem Film – abgesehen von den Splattereffekten, welche bis heute noch Grenzen überschreiten – ist aber sicherlich eher in seiner filmphilosophischen Dimension zu finden. Aufgrund der Tatsache, dass die im Film nachgestellten Ereignisse durchaus so oder anders im „Lager 731“ passiert sind, kann sich der Rezipient nicht in eine einfache Beobachterposition flüchten. Splatterfilme wie Braindead oder die Ittenbach-Filme mögen zwar ungefilterte extreme (Film-)Gewalt abbilden, dennoch sind sie reine Phantasieprodukte. Der reale Hintergrund von Men behind the Sun macht ihn dann aber so unerträglich. Dieser Effekt wird noch durch den pseudo-dokumentarischen Blickwinkel verstärkt. Extremste Gewaltexzesse werden von der Kamera betont nüchtern und „kalt“ eingefangen. Die starre Linse hält einfach drauf; sie kommentiert nicht und wertet nicht. Es ist die Aufgabe des Rezipienten sich eine Meinung zu Men behind the Sun zu bilden – dabei sollte er nie vergessen, dass es ein Film ist.

Filmfazit:

Zur Wertung: Man kann Men behind the Sun nicht bewerten. In gewisser Hinsicht stellt er durch seine dokumentarische Machart einen Vorläufer der heutigen Shockumentarys und Mockumentarys wie Chernobyl Diaries, Blair Witch Project oder Paranormal Activitiy dar auch wenn er in seiner Drastik gefühlte hundert Stufen extremer einzustufen ist. Men behind the Sun ist ein Film für Splatterfans, für Fans des ganz ungewöhnlichen Films, für Sickos, für Geschichtsinteressierte, für Weltverbesserer…. Schlichtweg für alle, die keine Angst haben, sich der Abscheulichkeit der Bestie Mensch zu stellen.

Filmtrailer:

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