Killer Joe (2012)

Filmbeschreibung:

Joe ist ein Cop – einer von den Guten. Joe ist aber auch gleichzeitig ein Auftragsmörder – einer von der ganz bösen Sorte. Einer von genau der Sorte, die Kleinkrimineller Chris Smith und sein minderbemittelter Vater Ansel gerade gut gebrauchen können. Chris steckt über beide Ohren in Schwierigkeiten: Geldprobleme beim örtlichen Drogenhändler, Stress mit Schlägern. Das Erbe von seiner Mutter, Ansels Exfrau, soll diese Probleme beseitigen und mit ihnen noch viele mehr. Der gute Killer Joe wird für eben jenen Job angeheuert. Doch Joe tötet nur gegen Bezahlung. Da Chris und Ansel alles haben, außer Geld, geben sie dem Hitman Chris’ jungfräuliche und naive Schwester Dottie als Pfand, Vorschuss und quasi Sicherheit. Doch Vater und Sohn haben nicht damit gerechnet, dass Killer Joe Dottie am liebsten gar nicht mehr hergeben möchte. Es kommt zum Schlagabtausch zwischen Killer und White-Trash-Familie. Zum Trailer

Filmkritik:

Bei Killer Joe bleibt einem das Lachen im Halse stecken wie ein frittiertes Hähnchenbein. Dieser Satz stammt nicht von mir, sondern einem mir unbekannten Kritiker des Streifens. Leider hab ich auch nicht mehr im Kopf, wo ich diesen prägnanten Satz gelesen habe, sonst würde ich freilich zitieren, der Verfasser hat mit seinem Statement allerdings den Nagel auf den Kopf getroffen. William Friedkins (Der Exorzist) Spätwerk Killer Joe ist in seinen Grundzügen eine Groteske. Überzeichnete Charaktere treffen in einem Film-Noir-Setting auf eine Geschichte, die an Skurrilität ihres gleichen sucht. Da ist die abgefuckte White-Trash-Familie, deren Mitglieder teilweise zu dumm sind, sich die Zähne zu putzen. Da ist die minderbemittelte und trotzdem irgendwie liebenswürdige und sexuell aufreizende Dottie. Und da ist natürlich Killer Joe – ein aalglatter Gentleman, in dem eine morbide, brutale Kraft lauert. Seinen Reiz zieht Friedkins Killer Joe daraus, dass er quasi ein Märchenmotiv umdreht und ins perverse übersteigert. Joe scheint erscheint zunächst als der strahlende Prinz, der aus seiner besseren Welt gekommen ist, um das arme Mädchen – Dottie – zu retten. Doch dieser Prinz auf seinem weißen Schimmel ist keiner der Guten, er ist einer der ganz bösen. Und schnell wird klar, er nutzt das arme Ding mehr aus, als dass er ihr hilft. Dabei verkörpert ausgerechnet Schönling Matthew McConaughey (Magic Mike, Tropic Thunder) den Killer. Bis zuletzt wird der Zuschauer im Unklaren gelassen, ob Joe nun ein von Natur aus böser Mensch ist, oder ein Soziopath, dessen Hass psychische Ursachen hat. Auch weiß man nicht, ob er den Schaden, den er verursacht eiskalt kalkuliert, oder es spontane Kurzschlussreaktionen sind. Gerade diese dem Charakter Joe inne wohnende Unsicherheit macht Killer Joe so sehenswert. McConaughey versteht es dabei die Tiefen Joes auszuloten. Gerade im Vergleich zu McConaughey fällt Protagonist Nummer 2, Emile Hirsch (Speed Racer, Savages), dann auch allzu deutlich ab – obwohl er seinen Job immer noch annehmbar macht.

Filme-Blog Wertung: 8/10

Der komödiantische Anspruch von Killer Joe wird aufgrund seiner Brutalität dann in ein ganz besonderes Licht gekehrt. Belächelte man zunächst so manche Slapstickeinlage von McConaughey und Hirsch, bricht urplötzlich eine zügellose und verstörende Brutalität durch die scheinbare Harmonie. Da werden Köpfe mit Konservendosen geradezu zermatscht. Da überwindet Dottie so manch pädophilies Trauma. Da wird der Höhepunkt nicht durch Fellatio mit des Mannes bestem Stück, sondern durch einen sabbernden Deep Throat mit einem fettigen Hähnchenbein erreicht (und wer diesen Satz nicht kapiert, schaue sich Killer Joe bitte bald an). Friedkins Tour de force ist stellenweise unglaublich intensiv, an anderer Stelle – dem Mittelteil – dann wieder leicht verschnarcht. Stellenweise bricht auch hervor, dass es sich bei der Vorlage zu Killer Joe um ein Bühnenstück und kein reines Kinodrehbuch handelt. Hölzern und steif, so sind ab und an die Dialoge. Teils möchte man die Darsteller wegen ihrer Blödheit anschreien – aber ob dies von der Vorlage herrührt oder von dem Abbild des amerikanischen White Trash sei mal dahingestellt.

Filmfazit:

Was für ein Spätwerk! William Friedkin ist ja in erster Linie für seinen Exorzist bekannt. Mit Killer Joe bricht er und auch Sunnyboy Matthew McConaughey mit so manchem Klischee, was man sich über sie erzählte und liefern einen modernen Film Noir, der in gewisser Weise das Zeug zum Kultfilm hat. Interessantes Independent-Kino.

Filmtrailer:

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6 Gedanken zu “Killer Joe (2012)

  1. Dein Blog gefällt mir sehr gut. Killer Joe hab ich leider noch nicht gesehen, hört sich aber ganz interessant an. Ich muss mir mal wieder die eine oder andere DVD zulegen, meist warte ich ja bis solche Filme im TV laufen 🙂
    Gruß

    • Danke für das Lob – auch im Namen meiner Kollegen 🙂
      Killer Joe solltest du dir allerdings wirklich auf DVD oder Bluray zulegen, da er im TV wohl niemals ungeschnitten laufen wird 😉

  2. hammer-blog, danke für die vielen genialen tipps…
    hab gerade killer joe an und bin begeistert…hab aber nebenbei auch ein flaues gefühl im magen…der film ist wie beschrieben!!!

    danke zombie

    • Hey Zombie,

      vielen Dank für das Lob! Freut uns, dass unsere Tipps hilfreich für dich sind bei der Filmauswahl 🙂

      Wir geben natürlich weiterhin unser Bestes und hoffen du bleibst uns noch eine Weile als Leser erhalten 😉

      lg. Simon Ulm

      PS: Wenn du in nächster Zeit unbedingt noch eine Kritik von einem deiner Lieblingsfilme o.ä. lesen willst, dann poste den Titel ganz einfach auf die “Film vorschlagen” Seite am Blog und wir kümmern uns darum. Aufgrund der zahlreichen anderen Wünsche kann es natürlich etwas dauern, bis deine gewünschte Kritik dann endlich erscheint, aber wenn du einen Wunsch hast, lass es uns wissen 😉

    • Danke, Zombie!
      Auch empfehlenswert, wenn dir Killer Joe gefallen hat: Henry – Portrait of a Serial Killer. Ist jetzt vom Index runter und gibt es in nem tollen Mediabook ungeschnitten! Kaufen – Marsch, marsch!! 😀

  3. hi,
    leute, das lob habt ihr euch verdient!
    leider habe ich in letzter zeit oft den eindruck das die meisten leute(nicht auf den film-blog bezogen, sondern ganz allgemein) vergessen wie wichtig es ist andere und deren arbeit wert zu schätzen…
    wie gesagt, bei killer joe sassen meine frau und ich danach erstmal kurz mit angehaltener luft da und überlegten was da gerade für eine “cineastisches perle” in unser hirn einschlug.
    henry ist dann nächste woche dran…ich hoffe ihr bleibt so wie ihr seid, selbst wenn ich eigentlich keinen film suche, ich erwische mich dauernd dabei hier rumzustöbern!

    hf – der zombie aus berlin

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