Die drei Musketiere (2011)

Filmbeschreibung:

Der Klappentext von Alexandre Dumas Roman Die drei Musketiere lautet; Zitat: „Auf einem alten Klepper, mit fünfzehn Talern und den guten Ratschlägen seines Vaters macht sich der junge D’Artagnan auf den Weg nach Paris. Dort duelliert er sich mit drei Musketieren des Königs und gewinnt so ihre Freundschaft. Als der bei Hofe einflussreiche Richelieu gegen die Königin intrigiert, ruft diese die Musketiere zu Hilfe.“ Zitat Ende. Eigentlich könnte man meinen, damit sei die Filmhandlung von Die drei Musketiere (2011) klar umrissen. Allerdings hat man da die Rechnung ohne Paul W.S. Anderson gemacht. Für seine Verfilmung des klassischen Stoffes muss man dann noch experimentelle Luftschiffe, Flammenwerfer, Gatling Guns der Renaissance, eine Verführerische Falle-Gedenksequenz und nicht zu vergessen 3D(!!!) hinzufügen! Zum Trailer

Filmkritik:

Braucht man eine weitere Verfilmung von Dumas Historienroman Die drei Musketiere? 2011 gibt es mittlerweile weit über 20 Verfilmungen des Helden-Epos. Nun kommt die neueste und dann auch noch von Popcorn-Kino-Spezialist Paul W.S. Anderson, der auf seichte Action abonniert zu sein scheint. Braucht man das 3D-Machwerk also? Aber unbedingt – besonders wenn man mal wieder so richtig über die Sinnkrise des modernen Kinos philosophieren möchte. Beginnen wir mit dem Setting des Films: das Frankreich Mitte des 17. Jahrhunderts. Die barocke Baukunst befindet sich auf ihrem Höhepunkt. Und das sieht man in Die drei Musketiere. Versailles, Notre Dame, das klassische Paris usw.. Sieht alles wunderbar aus…und trotzdem wirkt alles irgendwie seelenlos. Typisch Hollywood-like. Irgendwie gewollt. Man erwartet quasi im nächsten Moment die Anderson typischen Resident Evil-Zombies durch Bild wanken zu sehen. Nicht etwa weil der Film billig wirkt – im Gegenteil. Es fühlt sich eben einfach nicht richtig an. Dies ist ein Problem, welches man vielen deutsch-amerikanischen Co-Produktionen vorwerfen kann. Doch selten wird es so deutlich wie bei den drei Musketieren. Und überhaupt die Story. Der Film ist kein Mantel-und-Degen-Film! Er ist auch kein Historien-Film! Er ist eine Groteske! Spätestens, wenn zum ersten Mal die Luftschiffe auftauchen, denkt man, man sei im falschen Film. Das soll großes Kino sein? Sorry, aber es ist einfach nur lächerlich. Zwangsweise versucht man die Fluch der Karibik-Trilogie (den vierten Teil lassen wir mal außen vor) zu kopieren. Die Ingredienzien sind ja eigentlich da: 3D, dumme Story, (Luft-)Schiffe, sexy Milla Jovovich und natürlich Orlando Bloom (quasi die lahme Hälfte von Fluch der Karibik). Trotzdem will die Sogwirkung, die das große Vorbild zumindest bei manchem hervorgerufen hat, nicht aufkommen. Da hilft auch der Cliffhanger am Ende nichts mehr. Und überhaupt die Schauspieler: Anderson hat einen wahrlich bekannten Cast zusammengestellt… und verheizt ihn dann doch völlig sinnlos. Das der Regisseur seine Ehefrau Jovovich natürlich einmal sexy inszeniert ist man ja bereits gewohnt. Während sie bei Resident Evil allerdings noch recht tough wirkt, verspielt sie hier die Rolle des eigentlich sehr interessanten und tiefen Charakters Mylady. Till Schweiger hat auch einen kleinen Cameo, der herrlich selbstironisch rüberkommt – das hätte man so dann doch nicht erwartet. Die drei Musketiere selbst spielen solide und man nimmt ihnen ihre Rolle gemeinhin ab (bis dann wieder ein Luftschiff durch die Gegend fliegt und alles kaputt macht). Mads Mikkelsen will so gar nicht in den Film passen und über Bloom breiten wir auch besser den Mantel (und Degen) des Schweigens. Aber da ist ja noch „Hans Landa“ Christoph Waltz. Und ja, er spielt tatsächlich alle anderen an die Wand. Die Rolle des Kardinal Richelieu verkörpert er wie gewohnt sehr distinguiert. Beinahe wirkt er gelangweilt und unnahbar, aber gerade das passt und verleiht seinem Part das gewisse Etwas. Es ist ein Genuss dem Mann beim Spielen zuzusehen. Mit einem Wort sagt er mehr aus, als ein Bloom in seiner gesamten Filmographie.

Filme-Blog Wertung: 5/10

Doch bei aller Kritik und Häme. Der Film hat ein paar ganz nette Momente. Als Matthew Macfadyen, als Anführer der Musketiere, Athos,  über sein Leben spricht und dabei aufkommt, dass die Musketiere eigentlich ein Relikt aus alten Tagen sind, ein nicht mehr gebrauchtes Instrument der Kriegsführung, kommt so etwas wie Tiefe auf. Dies zeigt sich auch in Person von Ludwig XIV (Freddie Fox), der eben noch in jenem Anachronismus des Heldentums und des schönen Scheins verhaftet ist. Herrlich surreal auch teilweise die Szenen bei Hofe. Schön kontrastiert werden das höfische, dekadente Leben und das Darben der Armen bzw. der Absturz von ganz oben nach ganz unten.

Filmfazit:

Die Drei Musketiere sieht gut aus, hinterlässt aber einen schalen Nachgeschmack. Sicher wird der Film unter Fluch der Karibik-Anhängern seine Freunde finden. Alle anderen dürften spätestens bei den Luftschiffen anfangen, sich zu fragen, ob man mit Anderson den richtigen Mann auf den Regiestuhl gesetzt hat.

Filmtrailer:

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